Pilotprojekte der EZB zu digitalen Anleihen konnten laut einer Moody's-Analyse bisher keine signifikanten Kosteneinsparungen im Vergleich zu traditionellen Anleihen erzielen. Trotz technischer Fortschritte, wie beispielsweise der dritten Blockchain-Anleihe der Stadt Lugano, bleiben die Kosten für Entwicklung, Implementierung und Regulierung hoch und kompensieren mögliche Effizienzgewinne. Die Technologie digitaler Anleihen scheint daher noch nicht reif genug für eine breite Anwendung.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in den vergangenen Jahren mehrere Pilotprojekte zur Emission und zum Handel digitaler Anleihen durchgeführt, mit dem Ziel, die damit verbundenen Kosten zu senken. Eine Analyse von Moody's zeigt jedoch, dass diese Versuche bisher nicht die erhofften Kosteneinsparungen gebracht haben, wie Cointelegraph berichtet.
Im Rahmen ihrer Experimente testete die EZB verschiedene Technologien und Plattformen, darunter auch Blockchain-basierte Lösungen. Wie aus verschiedenen EZB-Veröffentlichungen, zum Beispiel dem Financial Stability Review, hervorgeht, untersucht die Bank die Auswirkungen neuer Technologien auf die Finanzmärkte. Dabei wurden auch die potenziellen Vorteile von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) für den Anleihehandel analysiert.
Auch andere Institutionen experimentieren parallel mit digitalen Anleihen. Die Stadt Lugano in der Schweiz hat beispielsweise bereits ihre dritte Blockchain-basierte Anleihe emittiert, wie Global Government Fintech berichtet. Diese Anleihen wurden sowohl an der SIX Digital Exchange (SDX) als auch an der traditionellen SIX Swiss Exchange notiert. Lugano nutzt dabei das Pilotprogramm "Projekt Helvetia" der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zur Abwicklung mit Wholesale-CBDC. Diese Entwicklungen verdeutlichen das steigende Interesse an der Anwendung von Distributed-Ledger-Technologie (DLT) im Anleihemarkt.
Trotz dieser Fortschritte in der technischen Umsetzung bleiben die Kosten für die Emission digitaler Anleihen hoch. Laut einem Moody's Analysten sind die Einsparungen im Vergleich zu traditionellen Anleihen bislang marginal. Die Kosten für die Entwicklung und Implementierung der erforderlichen Infrastruktur sowie die rechtlichen und regulatorischen Herausforderungen kompensieren die potenziellen Effizienzgewinne. Dies deckt sich mit den Beobachtungen der EZB, die in ihren Financial Stability Reviews auf die Risiken und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Finanzdienstleistungen verweist.
Die Erfahrungen der Stadt Lugano zeigen, dass die Emission von Blockchain-Anleihen zwar technisch möglich ist, aber noch keine nennenswerten Kostenvorteile bietet. Wie Paolo Bortolin, stellvertretender Finanzchef der Stadtverwaltung, gegenüber Global Government Fintech erklärte, verlief der Emissionsprozess zwar reibungslos, die breite Akzeptanz im öffentlichen Sektor und bei anderen Emittenten stehe jedoch noch aus.
Die Ergebnisse der EZB-Pilotprojekte und die Erfahrungen anderer Emittenten legen nahe, dass die Technologie für digitale Anleihen noch nicht reif genug ist, um signifikante Kostensenkungen zu erreichen. Herausforderungen in Bezug auf Skalierbarkeit, Interoperabilität und Regulierung bestehen weiterhin. Ob digitale Anleihen zukünftig tatsächlich zu einer effizienteren und kostengünstigeren Alternative zu traditionellen Anleihen werden, bleibt abzuwarten.
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