EU-Staaten bereiten sich auf mögliche Handelskonflikte mit Trump vor
Die EU rüstet sich für eine mögliche Rückkehr Trumps ins Weiße Haus und die damit verbundene Gefahr eines Handelskrieges, indem sie sowohl Vergeltungsmaßnahmen als auch Kooperationsmöglichkeiten vorbereitet. Man hofft, durch schnelle und harte Gegenmaßnahmen Trump an den Verhandlungstisch zu zwingen und gleichzeitig durch Angebote wie verstärkte LNG-Importe und eine gemeinsame Haltung gegenüber China eine positive Agenda zu etablieren. Aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, will die EU dieses Mal geeint und vorbereitet auftreten.
Die EU-Staaten bereiten sich intensiv auf die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus vor und entwickeln Strategien für einen möglichen Handelskonflikt. Wie Cryptopolitan berichtet, drängen einige Mitgliedsstaaten auf dringende Gespräche mit Trumps Team, um negative Auswirkungen auf den transatlantischen Handel abzuwenden. Die EU hat aus den Erfahrungen während Trumps erster Amtszeit gelernt und strebt eine geeinte und entschlossene Haltung an, wie hochrangige Diplomaten und Beamte gegenüber Politico äußerten.
Die EU-Kommission hat eine schnelle Eingreiftruppe eingerichtet, die sich offiziell sowohl auf einen Sieg der Demokraten als auch der Republikaner vorbereitet. Inoffiziell wird diese Gruppe jedoch als "Trump Task Force" bezeichnet, wie Politico berichtet. Die EU wurde 2018 von Trumps Zöllen auf Stahl und Aluminium überrascht und reagierte nur teilweise mit Vergeltungsmaßnahmen, in der Hoffnung auf Deeskalation. Trump drohte daraufhin mit Zöllen auf EU-Autoexporte. "Letztes Mal haben wir nicht geglaubt, wie weit Trump tatsächlich gehen würde", sagte ein hochrangiger Diplomat gegenüber Politico. "Dieses Mal hatten wir Zeit, uns vorzubereiten. Europa hat sich sehr verändert, und wir werden bereit sein zu handeln."
Die Strategie der EU zielt darauf ab, durch harte Vergeltungsmaßnahmen Trump schnell an den Verhandlungstisch zu zwingen. "Die Kommission hat substanzielle Vergeltungsmaßnahmen vorbereitet, damit wir Trump in der ersten Runde zu einem Deal drängen", so ein Diplomat gegenüber Politico. Der Stahlstreit befindet sich derzeit in einer Schwebe, nachdem die EU im Dezember letzten Jahres ihre Zölle für 15 Monate ausgesetzt hat. Diese Pause endet im nächsten März, was bedeutet, dass es unabhängig davon, ob Trump oder Kamala Harris ins Weiße Haus einziehen, innerhalb weniger Wochen nach Amtsantritt des nächsten US-Präsidenten zu einer Auseinandersetzung kommen wird.
Trump hat keinen Hehl aus seinem Plan gemacht, im Falle eines Wahlsieges pauschale Zölle von 10 oder 20 Prozent auf Freunde und Feinde gleichermaßen zu erheben. In seinen Wahlkampfreden äußert er sich besonders abfällig über Europa und insbesondere über die deutsche Autoindustrie. Er hat versprochen, nicht nur das amerikanische Handelsdefizit durch massive Zölle auf europäische Produkte zu senken, sondern auch die europäische Industrie zu zerstören und Unternehmen zu zwingen, Fabriken in die USA zu verlagern. Wie die New York Times berichtet, trafen sich europäische Staats- und Regierungschefs in Budapest, um die Auswirkungen der US-Wahlen und anderer globaler Ereignisse zu diskutieren. Besonders besorgt über Trumps Fokus auf die deutsche Autoindustrie zeigen sich europäische Führungskräfte und Wirtschaftsbosse. Sollten Trumps Drohungen wahr werden, könnten die Folgen nicht nur für Deutschland, sondern für die meisten großen Volkswirtschaften der EU katastrophal sein.
Das Endziel für die EU wäre eine Verhandlungslösung. Man glaubt, dass Trump zwar schnell Zölle verhängen mag, aber auch verhandlungsbereit ist. "Im Grunde seines Herzens ist er ein Dealmaker", sagte ein Diplomat gegenüber Politico und verwies auf Trumps Neuverhandlungen der Freihandelszone mit Mexiko und Kanada sowie auf Abkommen mit Südkorea, Japan und China. Teil dieser Verhandlungen wäre laut Beamten und Diplomaten eine engere Zusammenarbeit zwischen der EU und den USA in Bezug auf China. Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks bereiten sich auf einen möglicherweise destruktiven Prozess vor, um zu einer solchen Verhandlungslösung zu gelangen.
Wie Bloomberg berichtet, drängen einige EU-Mitgliedsstaaten die Kommission, so schnell wie möglich eine positive Agenda mit Trumps Beratern zu entwerfen, während gleichzeitig Vergeltungsmaßnahmen für den Fall vorbereitet werden, dass die nächste Regierung die angedrohten Zölle tatsächlich einführt. Die EU prüft Möglichkeiten zur Vertiefung der Zusammenarbeit mit den USA, beispielsweise durch erhöhte Importe von Flüssigerdgas oder eine engere Abstimmung mit Washington, um Chinas wettbewerbsverzerrende Handelspraktiken anzugehen. Gleichzeitig erstellt die Kommission eine Liste potenzieller Ziele für Vergeltungsmaßnahmen, falls Trump Zölle einführt. "Wenn wir bestimmte neue Handelsstreitigkeiten oder bestimmte Maßnahmen sehen, die gegen die europäische Wirtschaft oder europäische Unternehmen gerichtet sind, sollten wir bereit sein, koordiniert, präzise und verhältnismäßig zu reagieren", sagte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis.
Quellen:
- www.cryptopolitan.com/eu-nations-trump-talk-to-avoid-trade-fallout/
- www.politico.eu/article/eu-donald-trump-trade-war-second-presidency-kamala-harris/
- www.bloomberg.com/news/articles/2024-11-21/eu-urged-to-engage-with-trump-team-on-trade-as-soon-as-possible
- www.nytimes.com/2024/11/07/world/europe/europe-leaders-hungary-trump-germany.html
- www.theguardian.com/us-news/ng-interactive/2024/nov/06/donald-trump-wins-election-11-issues-threat
- www.yahoo.com/news/eu-urged-engage-trump-team-171023187.html
- www.msn.com/en-us/news/world/eu-s-game-plan-for-trump-trade-war-hit-back-fast-and-hard/ar-AA13wX8P
- foreignpolicy.com/projects/trump-presidential-transition-personnel-cabinet-policy-issues/