Indiens Wirtschaftswachstum im zweiten Fiskalquartal erreichte mit 5,4% ein Zweijahrestief und blieb deutlich unter den Erwartungen von 6,5%. Die schwache Entwicklung in Industrie und Bergbau dämpfte das Wachstum, während die Landwirtschaft sich positiv entwickelte, und Experten diskutieren nun die Auswirkungen auf die Zinspolitik der RBI.
Indiens Wirtschaftswachstum im zweiten Fiskalquartal (bis Ende September) lag bei 5,4 Prozent und damit deutlich unter den Erwartungen von Experten und nahe einem Zweijahrestief, wie Cryptopolitan berichtet. Nach einem Wachstum von 6,7 Prozent im Vorquartal stellt dies den niedrigsten Wert seit dem letzten Quartal 2022 dar. Ökonomen, die von Reuters befragt wurden, hatten ein Wachstum von 6,5 Prozent prognostiziert, während die Reserve Bank of India (RBI) sogar mit 7 Prozent rechnete. Die indische Statistikbehörde verzeichnete ein schwaches Wachstum im verarbeitenden Gewerbe und im Bergbau.
Wie CNBC meldet, fielen die Renditen 10-jähriger indischer Staatsanleihen nach der Veröffentlichung der Zahlen rasch von etwa 6,8 Prozent auf 6,74 Prozent. Das schwache BIP-Ergebnis könnte Auswirkungen auf die zukünftige Zinsentwicklung im Land haben. Das geldpolitische Komitee der RBI tagt vom 6. bis 8. Dezember. Marktbeobachter erwarteten eine elfte Zinspause in Folge seitens der RBI; der Leitzins liegt derzeit bei 6,5 Prozent.
Harry Chambers, stellvertretender Ökonom bei Capital Economics, kommentierte, die Zahlen vom Freitag zeigten eine "breit angelegte" Schwäche. Sein Unternehmen erwartet, dass die Wirtschaft "in den kommenden Quartalen zu kämpfen haben wird". "Dies spricht für eine Lockerung der Geldpolitik, aber der jüngste Inflationsanstieg bedeutet, dass sich die RBI noch einige Monate lang nicht wohl dabei fühlen wird, die Zinsen zu senken", wird er in einer von CNBC zitierten Research Note zitiert.
Nikkei Asia berichtet, das Wachstum im Zeitraum Juli-September habe im Jahresvergleich 5,4 Prozent betragen, deutlich unter den Erwartungen und das langsamste Tempo seit sieben Quartalen. Die offiziellen Daten lagen deutlich unter den Prognosen einer Reuters-Umfrage unter 54 Ökonomen, die das BIP-Wachstum für das zweite Quartal des Geschäftsjahres auf 6,5 Prozent geschätzt hatten. Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau bremsten das Wachstum, während die Landwirtschaft eine Verbesserung verzeichnete.
Die Economic Times of India berichtet, die unerwartet starke Verlangsamung könne "die Narrative für die Geldpolitik völlig verändern", so Teresa John, Ökonomin bei Nirmal Bang Institutional Equities. "Eine Zinssenkung im Dezember erscheint sehr wahrscheinlich." Viele Ökonomen erwarten den Beginn der Lockerung jedoch erst Anfang nächsten Jahres. Die jüngsten Daten bestätigen die Befürchtungen einer Verlangsamung des weltführenden Wachstums Indiens, da sinkende Löhne, einbrechende Unternehmensgewinne und eine hohe Inflation die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigen.
Auch Reuters berichtet über die deutliche Abschwächung der indischen Wirtschaft im dritten Quartal, die durch ein schwächeres Wachstum im verarbeitenden Gewerbe und beim Konsum gebremst wurde. Das BIP der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt stieg im Zeitraum Juli-September im Jahresvergleich um 5,4 Prozent, das langsamste Tempo seit sieben Quartalen und unter der Reuters-Umfrage von 6,5 Prozent. Im Vorquartal lag das Wachstum bei 6,7 Prozent. Die Bruttowertschöpfung (GVA), ein stabileres Maß für die Wirtschaftstätigkeit, verzeichnete ebenfalls ein moderates Wachstum von 5,6 Prozent nach einem Anstieg von 6,8 Prozent im Vorquartal.
Yahoo Finance zitiert einen Bloomberg-Bericht, wonach die indische Wirtschaft so langsam gewachsen ist wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, was die Aussichten für das Gesamtjahr trübt und die ehrgeizigen Wachstumspläne von Premierminister Narendra Modi auf die Probe stellt. Das BIP wuchs in den drei Monaten bis September im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent. Dies ist der schlechteste Wert seit dem vierten Quartal 2022 und deutlich unter der Prognose der Zentralbank von 7 Prozent für diesen Zeitraum. Keiner der 44 von Bloomberg befragten Ökonomen hatte ein so langsames Expansionstempo erwartet.