Innovative Ansätze zur politischen Beteiligung durch KI in Tokio
Der ehemalige Gouverneurskandidat Takahiro Anno plant ein KI-gestütztes Open-Source-Tool zur Verwaltung politischer Gelder und Erfassung der öffentlichen Meinung, um die "Digitale Demokratie 2030" zu fördern. Das Projekt steht im Einklang mit Japans Regierungsbestrebungen zur stärkeren Nutzung von KI in der Verwaltung, stößt aber in der Öffentlichkeit aufgrund von Bedenken hinsichtlich Kosten und möglicher Verzerrung der Meinungsbildung auf gemischte Reaktionen.

KI-gestütztes Tool für Politikmanagement in Tokio geplant
Der ehemalige Kandidat für das Gouverneursamt von Tokio, Takahiro Anno, plant die Entwicklung eines Open-Source-KI-Tools zur Verwaltung von politischen Geldern und zur Erfassung der öffentlichen Meinung. Anno, der auch Science-Fiction-Autor ist, möchte die gewonnenen Erkenntnisse in politische Entscheidungen einfließen lassen und stellte seine Vision einer "Digitalen Demokratie 2030" am 16. Januar in Shinjuku, Tokio, vor. Dies wurde unter anderem von Cryptopolitan berichtet.
Das Tool soll laut Nikkei sowohl die Finanzen verwalten als auch die Meinungen der Bevölkerung aggregieren und mit der politischen Entscheidungsfindung verknüpfen. Annos Position als Berater bei GovTech Tokyo, einer Organisation der Tokioter Stadtverwaltung für digitale Transformation, verleiht dem Projekt, wie Cryptopolitan anmerkt, zusätzliches Gewicht.
Die Idee, KI stärker in die Regierungsführung einzubinden, ist in Japan nicht neu. Bereits im November 2023 veröffentlichte der japanische Rat für digitale Verwaltungs- und Finanzreform ein Dokument, das den Einsatz von KI, Drohnen und Robotern zur Verbesserung der Staatsführung skizzierte. Annos Vision steht somit im Einklang mit bestehenden Regierungsüberlegungen.
Die Reaktionen auf Annos Ankündigung in den sozialen Medien waren laut Cryptopolitan gemischt. Während einige Nutzer die Idee begrüßten, äußerten andere Skepsis, insbesondere angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen Japans, wie der schwachen Währung und steigenden Lebenshaltungskosten. Einige Nutzer fragten, ob der Einsatz von KI als Vermittler sinnvoll sei und ob dies ein weiteres öffentlich finanziertes Projekt sei, das am eigentlichen Bedarf vorbeigehe.
Die Diskussion über KI in der Politik wirft auch grundsätzliche Fragen auf. Ein Dialog zwischen Professor Masaki Taniguchi von der Universität Tokio und Toshihiro Kujirai von der Hitachi, Ltd. Research & Development Group, veröffentlicht auf der Hitachi Webseite, thematisiert die Gefahr von Filterblasen und der Verhärtung politischer Fronten durch Algorithmen. Hitachi forscht daher an Technologien, die Informationen aus verschiedenen Perspektiven präsentieren und die Quellenprüfung erleichtern.
Auch das Reuters Institute for the Study of Journalism hat sich mit der Rolle digitaler Plattformen in der politischen Meinungsbildung befasst. Eine Studie des Instituts aus dem Jahr 2024, die acht Länder untersuchte, zeigt die ambivalente Haltung der Bevölkerung gegenüber Plattformen auf: Nutzung für Nachrichten und politische Informationen einerseits, Bedenken hinsichtlich Fehlinformationen, Voreingenommenheit und dem Einfluss von Technologiekonzernen andererseits.
Quellen:
- Cryptopolitan: https://cryptonews.net/news/other/30380958/
- Nikkei (ohne direkten Link im bereitgestellten Material)
- Hitachi: https://rd.hitachi.com/_ct/17702588
- https://www-hitachi-com.itdweb.ext.hitachi.co.jp/rd/sc/ai-analytics/009/index.html
- Reuters Institute for the Study of Journalism: https://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/what-do-people-want-views-platforms-and-digital-public-sphere-eight-countries
- Carnegie Endowment for International Peace: https://carnegieendowment.org/research/2024/10/japans-aging-society-as-a-technological-opportunity
- Mitrade: https://www.mitrade.com/insights/news/live-news/article-3-575996-20250117