Sam Altmans Projekt Worldcoin, jetzt "World" genannt, setzt auf Iris-Scans zur Identitätsprüfung in einer Welt zunehmender KI-Nutzung. Das Unternehmen möchte eine Infrastruktur für den Austausch von Ressourcen und Kommunikation zwischen Menschen und KI schaffen und plant, zukünftig Gebühren für Transaktionen zu erheben.
Das ambitionierte Identitätsprüfungsprojekt Worldcoin, das nun unter dem Namen "World" firmiert, strebt eine Zukunft an, in der Menschen durch einen Iris-Scan verifiziert werden. Das Projekt, das ursprünglich darauf abzielte, ein universelles Grundeinkommen bereitzustellen, hat sich seit dem durch ChatGPT ausgelösten KI-Hype neu ausgerichtet. Wie "Forbes" berichtet, konzentriert sich Worldcoin nun verstärkt auf die menschliche ID-Verifizierung in einer Welt, die zunehmend von KI und Bots bevölkert wird.
Die Idee hinter Worldcoin entstand bereits 2019, als Sam Altman, Mitbegründer und CEO von OpenAI, nach Möglichkeiten suchte, die Identität von Personen für Grundeinkommenssysteme zu überprüfen. Gemeinsam mit dem Technologen Alex Blania entwickelte er ein System, das auf der Iris-Scan-Technologie basiert. Nutzer lassen ihre Iris mit einem speziellen Gerät namens "Orb" scannen und erhalten im Gegenzug einen privaten Token, der ihre Identität weltweit verifiziert. Dieser Token, die "World ID", soll den Beweis erbringen, dass es sich bei dem Inhaber um einen Menschen und nicht um einen Bot handelt.
Die Umbenennung von Worldcoin zu "World" unterstreicht die Herausforderungen, vor denen das Unternehmen bei der Definition seiner Ziele und seines Geschäftsmodells steht. "Worldcoin als Name funktioniert einfach nicht mehr", erklärte CEO Alex Blania bei einer Veranstaltung in San Francisco. Sam Altman bezeichnete "World" als eine Infrastrukturebene für KI, die "Menschen und Agenten dabei hilft, Ressourcen auszutauschen" und miteinander zu kommunizieren.
Im Rahmen der Veranstaltung in San Francisco präsentierte World auch eine neue Version des "Orb". Das Gerät, das ursprünglich in Metallic-Chrom gehalten war, erstrahlt nun in einem perlweißen Design. Darüber hinaus kündigte das Unternehmen an, dass Nutzer in Zukunft die Möglichkeit haben werden, einen "Orb" per App zu bestellen, ähnlich wie eine Pizza. Der "Orb" wird dann zum Wohnort des Nutzers geliefert, scannt die Iris und verschwindet wieder. Erste Tests für diesen Service sollen im nächsten Jahr in Lateinamerika starten.
Neben dem neuen Design und dem Lieferservice für den "Orb" stellte World auch eine neue Funktion namens "Deep Face" vor. Diese Funktion soll dabei helfen, Betrug bei virtuellen Kommunikations-Apps wie FaceTime, WhatsApp und Zoom zu bekämpfen. Erkennt "Deep Face" in einem Videoanruf eine Person, die sich als jemand anderes ausgibt, wird eine Warnung angezeigt. Wie genau "Deep Face" funktioniert und ob World Partnerschaften mit Apple, Meta oder Zoom eingegangen ist, ist derzeit noch unklar.
Obwohl Worldcoin seine Wurzeln in der Krypto-Welt hat, wurde der Begriff "Krypto" während der Veranstaltung kaum erwähnt. Stattdessen betonten Altman und Blania die Blockchain-Technologie, die digitale Vermögensverwaltung und die Tools für die virtuelle Kommunikation. Blania erklärte gegenüber "Wired", dass das Team von World inspiriert von PayPal sei und eine ähnliche Infrastruktur für Token in einem dezentralen Netzwerk aufbauen wolle.
Die Nutzung der World App und der Iris-Scan sind derzeit kostenlos. Das Unternehmen plant jedoch, zukünftig Gebühren für die Verarbeitung von Transaktionen zu erheben. Die Expansion von World konzentriert sich derzeit auf Regionen außerhalb der USA, da die Regulierung von Kryptowährungen in den USA noch unklar ist.
Worldcoin hat seit seiner Gründung für Kontroversen gesorgt. Datenschutzexperten äußerten Bedenken hinsichtlich des Austauschs biometrischer Daten gegen Kryptowährungen. Ein Bericht von "BuzzFeed News" aus dem Jahr 2022 kritisierte Worldcoin für seine Rekrutierungspraktiken in Entwicklungsländern. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, Menschen mit niedrigem Einkommen auszunutzen, indem es ihnen Bargeld oder Airpods im Austausch für ihre Iris-Scans anbot. Worldcoin wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass das Unternehmen kein Interesse daran habe, personenbezogene Daten zu sammeln.
Trotz der Kontroversen und der regulatorischen Herausforderungen treibt Worldcoin seine Expansion voran. Das Unternehmen hat bereits Millionen von Iris-Scans durchgeführt und arbeitet an der Skalierung seiner Plattform. Ob sich Worldcoin als Standard für die Identitätsprüfung in einer Welt durchsetzen kann, die zunehmend von KI geprägt ist, bleibt abzuwarten.
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