Das Interesse an Zentralbankdigitalwährungen (CBDCs) sinkt, da viele Zentralbanken die Optimierung bestehender Echtzeit-Zahlungssysteme bevorzugen. Nur noch 10% der Zentralbanken arbeiten aktiv an CBDCs, während fast die Hälfte in etablierte Infrastruktur investiert, da der Aufwand für die Implementierung neuer Systeme als zu hoch erachtet wird. Herausforderungen wie die Integration von CBDCs in bestehende Systeme und die Auswirkungen auf traditionelle Finanzinstitute tragen ebenfalls zur sinkenden Begeisterung bei.
Die weltweite Einführung von Zentralbankdigitalwährungen (CBDCs) verläuft schleppender als erwartet. Laut einem Bericht von Cointelegraph sprechen sich in einer aktuellen Umfrage des OMFIF Digital Monetary Institute nur noch 13% der befragten Zentralbanker für CBDCs als Lösung für grenzüberschreitende Zahlungen aus. Dies stellt einen erheblichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (31%) dar. Auch die Anzahl der Zentralbanken, die aktiv an der Entwicklung von CBDCs arbeiten, ist von 21% im Jahr 2023 auf lediglich 10% in diesem Jahr gesunken. Dieser Trend ist besonders bemerkenswert angesichts bedeutender Initiativen wie dem Project Agora der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und dem chinesischen Project mBridge. Der von Slashdot berichtete Rückzug der BIZ aus mBridge könnte sogar zu einer Divergenz zwischen westlichen und den Zahlungssystemen von Schwellenländern führen.
Ein wesentlicher Grund für das abnehmende Interesse an CBDCs scheint die Bevorzugung der Optimierung bestehender Echtzeit-Zahlungssysteme zu sein. Cointelegraph zufolge investiert fast die Hälfte der befragten Zentralbanker lieber in die bestehende Infrastruktur, anstatt neue CBDC-Systeme zu entwickeln. Dies deutet darauf hin, dass viele Zentralbanken die Vorteile von Echtzeitzahlungen bereits durch etablierte Systeme nutzen und den Aufwand für die Implementierung von CBDCs als unverhältnismäßig hoch bewerten.
Die Herausforderungen bei der Einführung von CBDCs sind vielfältig. Wie im IMF-Artikel "Central Bank Digital Currency Adoption: Inclusive Strategies for Intermediaries and Users" erläutert, erfordert die Nutzung von CBDCs von den Nutzern die Umstellung auf neue Kontotypen, die sich von herkömmlichen Bank- oder E-Geld-Konten unterscheiden. Dies bedeutet nicht nur eine Veränderung im Nutzerverhalten, sondern auch ein umfassendes Verständnis der Funktionsweise von CBDCs. Ein weiterer Aspekt ist die potenzielle Bedrohung für die Geschäftsmodelle etablierter Finanzinstitute, insbesondere im Einlagen- und Kreditgeschäft. Diese mögliche Disintermediation könnte dazu führen, dass Intermediäre zögern, sich an CBDC-Initiativen zu beteiligen.
Die Interoperabilität zwischen CBDCs und bestehenden Zahlungssystemen stellt eine weitere große Hürde dar. Zwar soll ISO 20022, wie im Artikel von RedCompass Labs erwähnt, als globaler Standard für den Zahlungsverkehr die Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen verbessern, doch geht die Herausforderung bei digitalen Vermögenswerten über die reine Nachrichtenübermittlung hinaus. Blockchains, die Grundlage vieler CBDC-Konzepte, funktionieren anders als traditionelle Ledger-Systeme. Bei Blockchains werden Transaktionen direkt auf einem gemeinsamen Ledger verbucht, ohne dass Nachrichten zwischen den Parteien ausgetauscht werden müssen. Die Verknüpfung von Blockchain-Netzwerken mit traditionellen Zahlungssystemen erfordert daher komplexe Mechanismen, um eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten.
Die Diskussion über die Zukunft von CBDCs ist noch nicht abgeschlossen. Während einige Zentralbanken die Entwicklung vorantreiben, konzentrieren sich andere auf die Verbesserung bestehender Systeme. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob CBDCs tatsächlich eine breite Akzeptanz finden oder ob sich etablierte Echtzeit-Zahlungssysteme als bevorzugte Lösung für den digitalen Zahlungsverkehr durchsetzen.