Obwohl in Indien Millionen Kinder in Heimen leben, werden nur wenige adoptiert, während gleichzeitig tausende Eltern auf ein Kind warten. Bürokratische Hürden, soziale Stigmata und die Diskrepanz zwischen verfügbaren Kindern und den Wünschen der Adoptiveltern verschärfen die Problematik. Eine Reform des Adoptionssystems mit vereinfachten Prozessen und Aufklärungskampagnen ist dringend notwendig.
Die offiziellen Adoptionsstatistiken in Indien zeichnen ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Lage. Während die Zahlen eine bestimmte Anzahl von Adoptionen ausweisen, verschleiern sie das komplexe und oft tragische Schicksal vieler Kinder in Kinderheimen (offiziell Child Care Institutions, CCIs) und die verzweifelte Situation vieler potentieller Adoptiveltern. Cointelegraph berichtet von geschätzten 3,5 bis 4 Millionen Kindern in indischen CCIs. Erschreckenderweise befinden sich davon nur etwa 2.000 im legalen Adoptionsprozess. Gleichzeitig warten über 34.000 Eltern sehnsüchtig auf ein Kind.
Verschiedene Faktoren tragen zu dieser Diskrepanz bei. Punekar News (16. Oktober 2023) beleuchtet die Geschichten von Kindern in Heimen, die auf eine Familie hoffen, und von Eltern, die dringend ein Kind adoptieren möchten. Die Ursachen reichen von bürokratischen Hürden und mangelnder Aufklärung über Adoptionsrechte bis hin zu unzureichenden Ressourcen in den Heimen. Smriti Gupta, Mitgründerin von "Where Are India's Children" (WAIC), betont die Notwendigkeit, jedes adoptierbare Kind sichtbar zu machen und in den legalen Adoptionsprozess zu integrieren.
Ein Blogbeitrag der Social Policy Association (5. September 2022) unterstreicht den Wandel im indischen Adoptionssystem. Zwar gibt es positive Entwicklungen, wie die steigende Adoption von Mädchen, doch bleiben Herausforderungen bestehen. Oft stimmen die Wünsche der Adoptiveltern nicht mit den verfügbaren Kindern überein. Die Nachfrage nach sehr jungen Kindern ist hoch, während die meisten adoptierbaren Kinder älter sind und möglicherweise besondere Bedürfnisse haben. Dies führt zu Problemen wie illegalen Adoptionen und gescheiterten Adoptionen mit der Rückführung der Kinder in die Heime.
The Print (27. November 2022) beleuchtet weitere Aspekte: Soziale Stigmata bezüglich Kaste, Klasse und Genetik spielen eine entscheidende Rolle. Viele Familien zögern, ein Kind mit unbekannter Herkunft zu adoptieren. Auch die steigende Zahl unfruchtbarer Paare, die Adoption nicht in Erwägung ziehen, trägt zum Problem bei. Der Artikel schlägt eine breit angelegte Kampagne, ähnlich der Organspende-Kampagne, vor, um das Bewusstsein für Adoption zu stärken und soziale Stigmata abzubauen.
Die Situation in Indien zeigt die Notwendigkeit einer umfassenden Reform des Adoptionssystems. Es braucht mehr Aufklärung, eine Vereinfachung des Adoptionsprozesses und stärkere Unterstützung der Kinderheime. Nur so kann gewährleistet werden, dass jedes Kind, das ein Zuhause braucht, die Chance auf eine liebevolle Familie erhält.
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