EZB-Präsidentin Christine Lagarde rät der EU im drohenden Zollstreit mit den USA zu Verhandlungen statt Gegenmaßnahmen und schlägt vor, durch erhöhte Importe amerikanischer Güter die Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Sie warnt vor den negativen Folgen eines Handelskrieges für die Weltwirtschaft und betont die Notwendigkeit von Dialog und Kooperation.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde appelliert an die Europäische Union, auf drohende US-Zölle mit Verhandlungen statt mit Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren. Sie befürchtet negative Auswirkungen eines Handelskriegs auf die Weltwirtschaft, wie Cryptopolitan berichtet.
In einem Interview mit der Financial Times, das am Donnerstag veröffentlicht wurde, unterstrich Lagarde die Notwendigkeit von Dialog und Kooperation, um eine Eskalation der Handelsspannungen zu verhindern. Sie schlug eine "Scheckbuch-Strategie" vor: Die EU könnte anbieten, mehr US-Güter – beispielsweise Flüssigerdgas (LNG), Rüstungsgüter und Agrarprodukte – zu importieren, um ihre Verhandlungsbereitschaft zu demonstrieren. Dies sei einer Vergeltungstaktik, die zu einem schädlichen "Tit-for-tat" führen könne, vorzuziehen. Wie die EZB in einem Transkript des Interviews bestätigte, betonte Lagarde, ein Handelskrieg sei "im Interesse von niemandem", weder der USA noch Europas.
Lagardes Äußerungen folgen auf Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, der sowohl im Wahlkampf als auch kürzlich weitreichende Zölle in Aussicht gestellt hatte. Diese Zölle, die bis zu 20% auf alle Nicht-China-Importe in die USA betragen könnten, würden auch den erheblichen Handelsüberschuss der EU mit den USA gefährden. DPA berichtet, dass Lagarde bereits am Montag, vor Trumps Ankündigung neuer Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada, vor Vergeltungsmaßnahmen gewarnt hatte.
In ihrem Interview mit der Financial Times vom 25. November 2024 betonte Lagarde die Bedeutung von Transparenz und einem besseren Verständnis der genauen Art und des Umfangs der geplanten Zölle. Gezielte Zölle hätten andere Auswirkungen als breit angelegte, daher sei es wichtig, die Details der US-Pläne zu kennen. Bloomberg berichtet, dass Lagarde die negativen Auswirkungen eines Handelskrieges auf das globale BIP hervorhob.
Lagarde äußerte auch Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit, dass chinesische Waren, die durch die US-Zölle auf dem US-Markt weniger wettbewerbsfähig werden, nach Europa umgeleitet werden könnten. Sie unterstrich die Notwendigkeit eines für beide Seiten vorteilhaften freien Handels mit China. Andernfalls riskiere Europa, ebenfalls Schutzzölle erheben zu müssen. Euronews berichtet, dass Lagarde die Notwendigkeit von Strukturreformen in Europa zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit betont.
Die EZB-Präsidentin sieht die angekündigte US-Politik als "Beschleuniger für einen Reset", den Europa brauche. Sie bekräftigte ihre Forderung nach einer Kapitalmarktunion und betonte die Bedeutung von Finanzen, Arbeitskräften und Energie für die europäische Wirtschaft.
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