Strategische Bitcoin-Reserve: Potenzial zur Reduzierung der US-Staatsverschuldung?

Die Diskussion um eine strategische Bitcoin-Reserve für die USA, die bereits unter der Trump-Administration aufkam, erlebt eine Renaissance. Experten und Politiker prüfen, ob und wie Bitcoin zur Bewältigung der immensen Staatsverschuldung von 36 Billionen US-Dollar beitragen könnte. Senatorin Cynthia Lummis, eine vehemente Befürworterin des Konzepts, hat laut Cryptopolitan ihre Pläne konkretisiert, die ein mindestens 20-jähriges Halten von Bitcoin durch die US-Regierung vorsehen.

Anfang des Jahres legte Lummis einen Gesetzentwurf vor, der den gestaffelten Erwerb von einer Million Bitcoin über fünf Jahre vorsieht. Ihr Ziel ist die strategische Reduzierung der Staatsverschuldung, die „über jedem Amerikaner schwebt“, und die Schaffung einer solideren finanziellen Basis für zukünftige Generationen. Der Gesetzentwurf schreibt eine Mindesthaltedauer von 20 Jahren und einen Nachweis der Reserven vor. Die weiteren Schritte sollen sich bis dahin ergeben, so Lummis.

Matthew Sigel, Head of Digital Assets Research bei VanEck, analysierte die potenziellen Auswirkungen einer solchen strategischen Bitcoin-Reserve. In einem hypothetischen Szenario, in dem das US-Finanzministerium über fünf Jahre eine Million Bitcoin zu einem Durchschnittspreis von 200.000 US-Dollar erwirbt, und unter Annahme eines jährlichen Schuldenwachstums von 5% (gegenüber 8% in den letzten zehn Jahren) sowie eines jährlichen Bitcoin-Preiswachstums von 25%, entspräche der Wert der Bitcoin-Reserve bis 2050 36% der Staatsverschuldung. Ähnliche Vorschläge, inspiriert von El Salvadors Bitcoin-Investitionen, wurden auch von europäischen Abgeordneten eingebracht.

Ki Young Ju, CEO von CryptoQuant, hält die Bildung einer Bitcoin-Reserve für realistisch. Er verweist auf die Kapitalzuflüsse von 790 Milliarden US-Dollar in den letzten 15 Jahren, die die Marktkapitalisierung von Bitcoin auf zwei Billionen US-Dollar getrieben haben. Ähnlich wie Sigel argumentiert er, dass der Erwerb von einer Million Bitcoin bis 2050 bis zu 36% der im Inland gehaltenen US-Schulden (70% der Gesamtschulden) ausgleichen könnte. Während ausländische Gläubiger (30% der Gesamtschulden) diesem Schritt möglicherweise skeptisch gegenüberstehen, zielt die Strategie nicht auf eine vollständige Schuldentilgung durch Bitcoin ab, was den Vorschlag pragmatischer gestaltet. Die Akzeptanz der Gläubiger zu gewinnen, könnte jedoch aufgrund der Volatilität von Bitcoin im Vergleich zu traditionellen Anlagen wie Gold oder Dollar eine Herausforderung darstellen, so Young Ju. Bitcoin müsse globale Anerkennung und Autorität erlangen, vergleichbar mit Gold. Die Einrichtung einer strategischen Bitcoin-Reserve könnte ein entscheidender Schritt in diese Richtung sein. Michael Saylor, Executive Chairman von MicroStrategy, glaubt, dass die USA durch den Aufbau einer Bitcoin-Reserve 81 Billionen US-Dollar verdienen könnten.

Young Ju räumt ein, dass langfristige Bitcoin-Besitzer ("Wale") versuchen könnten, die Strategie durch den Verkauf großer Mengen zu untergraben. Er ist jedoch zuversichtlich, dass staatliche Bitcoin-Käufe und ein steigender Bitcoin-Preis solche Aktionen verhindern würden.