Worldcoin, ein Krypto-Projekt mit biometrischer Identifizierung via Irisscan, steht aufgrund von Datenschutzbedenken in der Kritik, insbesondere in Europa. Obwohl Mitgründer Alex Blania die Datenschutzvorkehrungen betont, laufen Untersuchungen verschiedener Behörden, und Worldcoin verlagert seinen Fokus auf Asien und Lateinamerika. Der Konflikt zwischen Innovation und Datenschutz bleibt zentral für die Zukunft des Projekts.
Das Krypto-Projekt Worldcoin, das von Sam Altman, dem Kopf hinter OpenAI, mitbegründet wurde, verspricht eine globale digitale Identität und ein Finanznetzwerk. Kernstück ist der biometrische Identitätsnachweis mittels Irisscans, der über ein spezielles Gerät, den "Orb", durchgeführt wird. Wie Cointelegraph berichtet, wirft dieses Verfahren jedoch erhebliche Datenschutzbedenken auf und wird von Datenschützern kritisch beäugt. Die Kombination aus Blockchain-Technologie und Biometrie wird als innovativ, aber gleichzeitig als potenziell riskant eingestuft.
Worldcoin argumentiert, dass der biometrische Ansatz notwendig sei, um Menschen von Bots zu unterscheiden und so die Integrität des Systems zu gewährleisten. Die erfassten Irisdaten werden gehasht und in einer Datenbank gespeichert, die laut Worldcoin zukünftig dezentralisiert werden soll. Derzeit ist das System jedoch zentralisiert, was zusätzliche Bedenken aufwirft. Wie Bilgesu Sümer und Abdullah Elbi in einem Blogbeitrag des Centre for IT & IP Law (CiTiP) der Universität Leuven erläutern, haben mehrere Datenschutzbehörden in der EU und darüber hinaus Untersuchungen zu Worldcoins Datenverarbeitungspraktiken eingeleitet. Einige Länder, darunter Spanien und Portugal, haben die Erfassung biometrischer Daten durch Worldcoin bereits vorübergehend gestoppt.
In einem Interview mit Unchained Crypto, das auf der Website des Mediums veröffentlicht wurde, wies Alex Blania, Mitbegründer von Worldcoin, die Kritik an den Datenschutzpraktiken zurück. Er betonte, dass Worldcoin auf Datenschutz ausgelegt sei und Open-Source sei, was Transparenz und Sicherheit garantiere. Blania räumte jedoch ein, dass es technisch möglich sei, die Worldcoin-Zugangsdaten zu verkaufen, obwohl der Anreiz dafür seit der Einführung des Tokens deutlich gesunken sei. Er argumentierte, dass es für Nutzer profitabler sei, die Airdrops zu erhalten, als ihre Zugangsdaten zu verkaufen.
Die Datenschutzbedenken bleiben jedoch bestehen. Wie Biometric Update berichtet, verlagert Worldcoin seinen Fokus von Europa weg und konzentriert sich stattdessen auf Asien und Lateinamerika. Fabian Bodensteiner, Geschäftsführer von Worldcoin Europe, begründete dies mit den größeren Geschäftsmöglichkeiten in diesen Regionen. Der Druck der europäischen Datenschutzbehörden, die die Konformität von Worldcoins Praktiken mit der DSGVO in Frage stellen, dürfte jedoch ebenfalls eine Rolle spielen. In Deutschland, wo Worldcoin weiterhin aktiv ist, laufen die Untersuchungen der bayerischen Datenschutzbehörde noch.
Die Diskussion um Worldcoin zeigt die Spannungen zwischen Innovation und Datenschutz im digitalen Zeitalter. Während das Projekt das Potenzial hat, Millionen von Menschen in die Kryptowelt zu integrieren und eine globale digitale Identität zu schaffen, wirft die Erfassung biometrischer Daten grundlegende Fragen zum Schutz der Privatsphäre auf. Ob Worldcoin seine ambitionierten Ziele erreichen kann, ohne die Datenschutzrechte der Nutzer zu gefährden, bleibt abzuwarten.
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