Coinbase plant bis Ende 2024 alle Stablecoins von seiner europäischen Plattform zu entfernen, die nicht den Vorgaben der neuen EU-Verordnung MiCA entsprechen. Dies betrifft insbesondere den Stablecoin Tether (USDT), dessen MiCA-Konformität noch unklar ist und dessen mögliches Delisting weitreichende Folgen für den Kryptomarkt haben könnte. Nutzer sollen im November über Umtauschmöglichkeiten in MiCA-konforme Alternativen informiert werden.
Die Kryptobörse Coinbase beabsichtigt, bis Ende 2024 Stablecoins, die nicht den Vorgaben der EU-Verordnung "Markets in Crypto-Assets" (MiCA) entsprechen, von ihrer europäischen Plattform zu entfernen. Diverse Medien, darunter Bloomberg und Cointelegraph, berichten, dass dies eine Reaktion auf die verschärfte Regulierung des Kryptomarktes in Europa darstellt. MiCA, seit Juni 2024 in Kraft, setzt strenge Standards für Stablecoins, also Kryptowährungen, die an den Wert von beispielsweise dem US-Dollar gekoppelt sind. Kernpunkte von MiCA betreffen die 1:1-Deckung von Stablecoins durch traditionelle Fiat-Währungen, die Einhaltung von Liquiditätsvorschriften und Transparenzanforderungen.
Gegenüber Bloomberg erklärte Coinbase, man plane, den Service für Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) im Zusammenhang mit nicht MiCA-konformen Stablecoins bis zum 30. Dezember 2024 einzuschränken. Im November sollen die Nutzer über Möglichkeiten informiert werden, ihre Bestände in alternative, konforme Stablecoins wie beispielsweise USD Coin (USDC) von Circle umzutauschen. Wie Blockhead berichtet, bieten auch andere Börsen wie Bitstamp, OKX und Uphold bereits Möglichkeiten zum Umtausch von nicht-konformen Stablecoins an.
Besonders im Fokus steht Tether (USDT), der nach Marktkapitalisierung größte Stablecoin. Cointelegraph berichtet, dass der regulatorische Status von USDT in Europa aktuell unklar ist. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) verweigerte eine Stellungnahme zum Status von USDT und verwies auf laufende Gespräche mit Marktteilnehmern. Laut PYMNTS könnte die MiCA-Regulierung dazu führen, dass Stablecoins wie USDT von Coinbase entfernt werden, falls sie nicht die notwendige Genehmigung erhalten.
Tether selbst arbeitet laut eigenen Angaben, die unter anderem von PYMNTS und Cointelegraph zitiert werden, an einer technischen Lösung speziell für den europäischen Markt. Tether CEO Paolo Ardoino äußerte gegenüber Cointelegraph Bedenken hinsichtlich einiger MiCA-Aspekte, die den Betrieb von EU-lizenzierten Stablecoins komplexer gestalten und potenziell neue Risiken für die lokale Bankeninfrastruktur und die Stablecoins selbst bergen könnten. Blocktrainer.de berichtet, dass Tether insbesondere mit den Anforderungen an das Reservemanagement unzufrieden ist.
Ein Delisting von Tether hätte, wie Blocktrainer.de analysiert, weitreichende Folgen für den Markt, da USDT der weltweit am häufigsten genutzte Stablecoin ist. Es könnte zu einem kurzfristigen Rückgang des Handelsvolumens und der Liquidität kommen, besonders bei Arbitrage- und grenzüberschreitenden Transaktionen. Europäische Händler und Institutionen müssten auf MiCA-konforme Stablecoins ausweichen, was deren Bedeutung stärken würde. Gleichzeitig könnten EU-basierte Handelsplattformen an internationaler Wettbewerbsfähigkeit einbüßen.
Es bleibt offen, ob Tether die strengen MiCA-Anforderungen erfüllen und somit ein Listing auf europäischen Handelsplattformen sichern kann. Die Entwicklungen im Stablecoin-Markt werden durch das wachsende Interesse großer Akteure wie PayPal und Visa weiter vorangetrieben, wie PYMNTS berichtet. Diese Entwicklungen deuten auf eine zunehmende Reifung des Stablecoin-Ökosystems hin.