Der steigende Energiebedarf von KI und Krypto-Mining belastet die nordamerikanischen Stromnetze stark und könnte laut dem Langzeit-Zuverlässigkeitsbericht der NERC in den nächsten zehn Jahren zu erheblichen Problemen führen. Die wachsende Nachfrage nach Rechenzentren, zusätzlich zu Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen, übersteigt die verfügbare Kapazität und droht die Stromversorgung zu gefährden, insbesondere durch die Stilllegung konventioneller Kraftwerke. Experten warnen vor steigenden Strompreisen und der Notwendigkeit massiver Investitionen in die Energieinfrastruktur.
Der Energiehunger von Künstlicher Intelligenz (KI) und Krypto-Mining stellt eine wachsende Belastung für die Stromnetze in Nordamerika dar und könnte in den nächsten zehn Jahren zu erheblichen Problemen führen. Dies geht aus dem aktuellen Langzeit-Zuverlässigkeitsbericht 2024 (Long Term Reliability Assessment, LTRA) der North American Electric Reliability Corporation (NERC) hervor. Die NERC, eine gemeinnützige Organisation unter der Aufsicht der Federal Energy Regulatory Commission, warnt laut Cointelegraph vor "zunehmenden Herausforderungen für die Ressourcenadäquanz".
Die NERC, die regelmäßig die Sicherheit des Stromnetzes bewertet, stellt in ihrem Bericht fest, dass das Wachstum der Stromnachfrage so hoch ist wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Haupttreiber dieses Anstiegs sind der rapide Anschluss von Rechenzentren für KI und Kryptowährungen an das Stromnetz. Zusätzlich tragen die steigende Verbreitung von Elektrofahrzeugen und die zunehmende Nutzung von Wärmepumpen zum erhöhten Energiebedarf bei.
Die NERC prognostiziert einen Anstieg der Spitzennachfrage im Sommer um 15 % bzw. 132 Gigawatt. Diese Prognose liegt deutlich über den Erwartungen des Vorjahres, die von einem Anstieg um 80 Gigawatt ausgingen. Im Winter wird die Spitzennachfrage voraussichtlich um 18 % steigen. Gleichzeitig erhöht sich in den USA und Kanada das Risiko von Stromengpässen, da wichtige Kraftwerke vom Netz genommen werden oder nicht ausreichen, um Lastabwürfe zu verhindern.
Der LTRA 2024 der NERC hebt die potenziellen negativen Auswirkungen der beschleunigten Stilllegung von Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken auf die Ressourcenadäquanz und die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in den nächsten 10 Jahren hervor. Die zukünftige Ressourcenmischung wird von der NERC als "alarmierend unzuverlässig" eingestuft, da es an steuerbaren Ressourcen und einer ausreichenden Vielfalt an Brennstoffen für die Stromerzeugung mangelt.
Wie Markets Business Insider berichtet, hat der immense Strombedarf der KI-Branche bereits zu verstärkten Investitionen in Infrastruktur- und Versorgungsprojekte geführt. Sogar Kernkraftwerksbetreiber profitieren von dem KI-getriebenen Interesse an der Revitalisierung des Sektors. Microsoft-CEO Satya Nadella bestätigte kürzlich, dass Stromengpässe die größte Herausforderung für den Ausbau der KI darstellen. Microsoft gehört zu den Unternehmen, die sich der Kernkraft zuwenden.
Bereits im Juli warnte die Bank of America vor einem erneuten Anstieg der Strompreise aufgrund des steigenden Stromverbrauchs des Technologiesektors. Obwohl die Kosten Anfang des Jahres sanken, wird die massive Stromnachfrage der KI die Stromkosten voraussichtlich über Jahrzehnte hinweg in die Höhe treiben. Bis 2026 erwartet die Bank einen zusätzlichen Bedarf an elektrischer Kapazität von 18 bis 28 Gigawatt. Ähnliche Bedenken äußert auch Business Brief in einem Artikel vom 17. Dezember 2024, der ebenfalls auf die Warnung der NERC vor den potenziellen Gefahren für die Stabilität des Stromnetzes durch den Anstieg der KI-Nutzung hinweist.
Auch auf LinkedIn wird das Thema diskutiert. Padraig O’Muircheartaigh, Managing Director bei Champlain Advisors, zitiert einen Artikel der Financial Times, der die Warnung der NERC vor den "kritischen Herausforderungen für die Zuverlässigkeit" des Stromnetzes aufgrund der steigenden Nachfrage aus dem Technologiesektor unterstreicht.
Bereits im Juni 2024 berichtete Utility Dive über einen Bericht des Conference Board, der ebenfalls vor einer Verdoppelung des Strombedarfs von Rechenzentren in den nächsten zehn Jahren warnt. Der Bericht hebt hervor, dass das erwartete Lastwachstum von Rechenzentren aufgrund begrenzter Netz- und Transformatorkapazitäten sowie langer Genehmigungs- und Anschlusszeiten für neue Erzeugungs- und Übertragungsprojekte den Übergang der USA zu einem Netto-Null-Stromsystem verlangsamen könnte.
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