Der mutmaßliche Gründer des abgeschalteten Darknet-Marktplatzes Hydra, Stanislav Moiseyev, wurde in Russland zu lebenslanger Haft verurteilt. 15 seiner Komplizen erhielten ebenfalls Haftstrafen und hohe Geldstrafen wegen Drogenherstellung und -handel im Rahmen einer organisierten kriminellen Vereinigung. Hydra, einst einer der größten Darknet-Marktplätze, wurde 2022 von internationalen Behörden abgeschaltet.
Ein russisches Gericht hat den mutmaßlichen Gründer der abgeschalteten Darknet-Plattform Hydra zu lebenslanger Haft verurteilt. Zusätzlich erhielten 15 seiner Komplizen Haftstrafen zwischen acht und 23 Jahren, wie Cointelegraph berichtet. Die Moskauer Staatsanwaltschaft verkündete das Urteil am Montag, ohne Hydra explizit zu nennen. Die Verbindung zu Hydra stellten die staatlichen Nachrichtenagenturen TASS und Interfax her, die sich auf anonyme Quellen innerhalb der Strafverfolgungsbehörden beriefen und behaupteten, das Urteil richte sich gegen den mutmaßlichen Gründer der Plattform, Stanislav Moiseyev, und seine Mitverschwörer. Auch The Moscow Times berichtet über die lebenslange Haftstrafe für einen mutmaßlichen Hydra-Gründer. Der Name Stanislav Moiseyev wird ebenfalls im Zusammenhang mit dem Urteil genannt, jedoch mit dem Zusatz, dass die Identität des Gründers öffentlich nicht bekannt sei.
Moiseyev und seine Komplizen wurden der illegalen Drogenherstellung und des -verkaufs im Rahmen einer organisierten kriminellen Vereinigung schuldig gesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Laut der russischen Zeitung Kommersant ist es das erste Mal, dass ein russisches Gericht eine lebenslange Haftstrafe für diese Art von Verbrechen verhängt. Neben der Haftstrafe wurde Moiseyev zu einer Geldstrafe von 4 Millionen Rubel (ca. 37.500 US-Dollar) verurteilt, während seine Komplizen insgesamt 16 Millionen Rubel (ca. 150.000 US-Dollar) zahlen müssen.
Hydra war von 2015 bis 2018 einer der größten und bekanntesten Darknet-Marktplätze und berüchtigt für den Handel mit illegalen Waren und Dienstleistungen, darunter Drogen, gestohlene Daten, Falschgeld und Hacking-Tools. Die Plattform operierte hauptsächlich im russischsprachigen Raum. 2022 wurde der Marktplatz von internationalen Strafverfolgungsbehörden abgeschaltet, nachdem seine Server in Deutschland beschlagnahmt worden waren. Laut deutschen Behörden hatte Hydra etwa 17 Millionen Kunden und über 19.000 Verkäuferkonten. Allein im Jahr 2020 belief sich der Umsatz der Plattform auf mindestens 1,34 Milliarden US-Dollar.
Die Moskauer Staatsanwaltschaft erklärte, die Mitglieder der kriminellen Bande seien nicht nur in den Drogenhandel, sondern auch in die Drogenproduktion verwickelt gewesen. Bei mehreren Razzien entdeckten die Behörden Berichten zufolge Drogenlabore in den Wohnungen der Verdächtigen. Die Behörden gaben an, fast eine Tonne Betäubungsmittel und psychotrope Substanzen beschlagnahmt zu haben, die größtenteils in Fahrzeugen mit Geheimfächern versteckt waren. Ein Gericht ordnete die Beschlagnahmung der Fahrzeuge, Immobilien und Grundstücke der Verurteilten an, die nun in staatlichen Besitz übergehen.
Laut Staatsanwaltschaft gab es mehrere Dutzend Mitverschwörer, die sich nur unter ihren Benutzernamen kannten und über Messenger oder Webseiten kommunizierten, die nur über das anonyme Tor-Netzwerk zugänglich waren. Wie SC Media berichtet, beschränkten sich die Aktivitäten der Gruppe nicht nur auf Russland, sondern erstreckten sich auch auf Weißrussland.
Hydra revolutionierte den Drogenhandel und entwickelte sich zu einem milliardenschweren Unternehmen mit Verhaltenskodizes, Kundensupport sowie Rechts- und medizinischen Dienstleistungen, so mehrere Sicherheitsexperten in einem Interview im Click Here Podcast von Recorded Future News im Jahr 2022. Protos berichtet ebenfalls über die Verurteilung Moiseyevs und erwähnt die Rolle Hydras im Kryptowährungs-Ökosystem, insbesondere die Verbindungen zu Garantex und Bitzlato.
Um Drogen an seine Kunden zu liefern, stellte die Plattform Koordinaten bereit, die Benutzer in ihre Telefone eingeben konnten, zusammen mit diskreten Anweisungen, die die genauen Orte - unter bestimmten Bäumen, Bänken oder Mülleimern - detailliert beschrieben, an denen die Verkäufer die Drogen versteckt hatten. Experten betonten die starke Dezentralisierung der Plattform. "Der springende Punkt ist, jeden Teil jeder Stufe der Lieferkette zu isolieren. Der Kunde kennt den Kladman [Drogenverteiler] nicht, der seinen Chef nicht kennt, und der Chef kennt seinen Lieferanten nicht", sagte Niko Vorobyov, der in Russland geborene Autor eines Buches über den globalen Drogenhandel.
Nach der Abschaltung von Hydra sanken die Einnahmen aus Darknet-Märkten laut Forschern von 2,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf 1,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022, wobei ein Großteil dieses Rückgangs auf Hydra zurückzuführen ist. Der Online-Drogenhandel, sowohl in Russland als auch weltweit, entwickelt sich jedoch weiter. Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Global Initiative Against Transnational Organized Crime finden Drogenhändler weiterhin Wege, über Darknet-Märkte und Kryptowährungstransaktionen mit Käufern in Kontakt zu treten. Infosecurity Magazine hebt die ungewöhnliche Härte des Urteils hervor, da Cyberkriminelle in Russland oft stillschweigend geduldet werden, solange ihre Aktivitäten gegen Ziele im Ausland gerichtet sind.
Quellen: