Arbeitnehmer befürchten Jobverluste durch KI und stellen höhere Gehaltsforderungen, wie eine Umfrage der New Yorker Federal Reserve Bank zeigt. Entgegen dieser Befürchtung zeigt die gleiche Umfrage jedoch, dass Unternehmen mit KI-Einsatz bisher keine größeren Personalabbaumaßnahmen durchführen und sogar Neueinstellungen planen. Experten betonen, dass nicht der technologische Fortschritt selbst, sondern bestehende Machtungleichgewichte am Arbeitsmarkt für Lohnstagnation und Ungleichheit verantwortlich sind.
Die Angst vor Jobverlusten durch den Vormarsch Künstlicher Intelligenz (KI) treibt die Gehaltsforderungen der Arbeitnehmer in die Höhe. Eine aktuelle Umfrage der New Yorker Federal Reserve Bank (NY Fed) zeigt, dass die Arbeitnehmer den niedrigsten Lohn, den sie für eine neue Stelle akzeptieren würden (Reservationslohn), auf durchschnittlich 81.147 US-Dollar beziffern. Dies spiegelt die wachsende Besorgnis über die Auswirkungen von KI auf die Arbeitsplatzsicherheit wider, wie Cryptopolitan berichtet. Die NY Fed führt regelmäßig Befragungen zur beruflichen Situation und den Zukunftsaussichten von Arbeitnehmern durch. Die aktuelle Umfrage zeigt einen Rekordwert an Befragten, die einen Jobverlust in den nächsten vier Monaten befürchten.
Die Sorgen sind nicht unbegründet. Bereits im Mai 2023 wurden in den USA 3.900 Arbeitsplatzverluste direkt auf KI zurückgeführt, das sind 5% aller Jobverluste in diesem Monat und macht KI zum siebtgrößten Faktor, wie YourTango berichtet. Experten prognostizieren einen deutlichen Rückgang der Beschäftigtenzahlen durch KI in den kommenden Jahren. Eine globale Umfrage der Adecco Group unter Führungskräften ergab, dass 41% in den nächsten fünf Jahren aufgrund des Technologieeinsatzes mit weniger Mitarbeitern rechnen.
YourTango hebt die zunehmende Unzufriedenheit der Arbeitnehmer mit ihren aktuellen Löhnen, Sozialleistungen und Aufstiegschancen hervor. Besonders Frauen, Personen ohne Hochschulabschluss und Haushalte mit einem Jahreseinkommen unter 60.000 US-Dollar schätzen ihre Aufstiegschancen als gering ein.
Entgegen der Befürchtungen zeigt eine von BNN Bloomberg zitierte NY Fed-Umfrage, dass Unternehmen, die KI einsetzen, bisher keine größeren Personalabbaumaßnahmen durchführen und in den kommenden Monaten sogar Neueinstellungen planen. Die im August durchgeführte Studie ergab, dass netto etwa 5% der KI-nutzenden Dienstleistungsunternehmen im Raum New York in den letzten sechs Monaten Personal abgebaut haben. In der Fertigungsindustrie mit KI-Einsatz gab es kaum Veränderungen bei der Beschäftigung.
Die Forscher der NY Fed erwarten zwar eine zunehmende Fluktuation in Unternehmen mit KI-Einsatz, jedoch geben Dienstleistungsunternehmen an, in den nächsten sechs Monaten eher Stellen zu schaffen als abzubauen – eine Umkehrung des vorherigen Trends. KI wird am häufigsten in Marketing, Werbung, Geschäftsanalyse und Kundenservice eingesetzt.
Die ökonomischen Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt sind laut den Ökonomen der NY Fed bisher relativ gering. Sie weisen jedoch darauf hin, dass sich dies ändern könnte, wenn die Technologie umfassender integriert wird. Ein Bericht des Economic Policy Institute (EPI) argumentiert, dass nicht der technologische Fortschritt per se, sondern das Machtungleichgewicht zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern für stagnierende Löhne und steigende Ungleichheit verantwortlich ist. KI könne zwar zur Kontrolle von Arbeitsintensität und Löhnen missbraucht werden, das eigentliche Problem sei jedoch die unausgewogene Machtverteilung – nicht der technologische Wandel an sich.
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