Tokenisierte Wertpapiere bieten Vorteile wie schnellere Abwicklung und Teilbarkeit, stehen aber vor regulatorischen Hürden in den USA, insbesondere hinsichtlich des Investment Company Act, der Broker-Dealer-Regeln und der Börsenregulierung. Die Einordnung als Security-Based Swaps und die Anforderungen zur Bekämpfung von Geldwäsche stellen zusätzliche Herausforderungen dar, die die Skalierung der Tokenisierung erschweren, wie auch Leong Sing Chiong von der Monetary Authority of Singapore betont. Die zukünftige Entwicklung hängt stark von der Reaktion der Regulierungsbehörden ab.
Die Darstellung von Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen als digitale Token auf einer Blockchain, die sogenannte Tokenisierung, bietet vielfältige Vorteile. Dazu gehören eine beschleunigte Abwicklung, die Möglichkeit der Teilbarkeit von Aktien und die Automatisierung von Dividendenzahlungen. Gleichzeitig ergeben sich jedoch komplexe regulatorische Herausforderungen, wie Daniel Michael, Michelle Gasaway und Greg Zaffino von Skadden in einem Artikel für CoinDesk erläutern. Obwohl die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC Innovationen im Bereich digitaler Vermögenswerte zunehmend offener gegenübersteht, stellen die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen weiterhin eine Hürde dar.
Ein zentraler Aspekt ist der Investment Company Act. Dieses Gesetz reguliert Unternehmen, die in Wertpapiere investieren und Anlegern durch die Ausgabe eigener Anteile Zugang zu diesen Anlagen ermöglichen. Projekte mit tokenisierten Wertpapieren könnten unter diesen Act fallen, wenn Tokeninhaber wirtschaftlich an einem vom Emittenten verwalteten Vermögen beteiligt sind. Die Einhaltung des Investment Company Act kann für innovative Geschäftsmodelle eine Herausforderung darstellen, da er erhebliche Beschränkungen hinsichtlich Kapitalbeschaffung, Kreditaufnahme und sogar bei Geschäften mit verbundenen Unternehmen vorsieht. Es existieren zwar Ausnahmen, die Navigation durch diese Vorschriften bleibt jedoch komplex.
Weiterhin spielen die Broker-Dealer-Regeln des Securities Exchange Act eine wichtige Rolle. Jeder, der Wertpapiere für Dritte kauft und verkauft oder bereit ist, Wertpapiere auf eigene Rechnung zu handeln, kann als Broker oder Dealer eingestuft werden. Die SEC und die Gerichte berücksichtigen dabei Faktoren wie die Bereitstellung von Liquidität, die Erhebung von Gebühren im Zusammenhang mit dem Handelspreis, die aktive Investorensuche und die Rolle bei der Verwahrung von Kundengeldern oder Wertpapieren. Derzeit gibt es keinen praktikablen Weg, digitale Vermögenswerte als Broker-Dealer zu handeln. Die SEC könnte ihre bestehende Befugnis nutzen, um einen solchen Weg zu schaffen. Dies wird jedoch Zeit benötigen und mit Compliance-Verpflichtungen einhergehen.
Auch die Einstufung als Börse unter dem Securities Exchange Act ist relevant. Eine Plattform, die Smart Contracts nutzt, um Aufträge für tokenisierte Wertpapiere von mehreren Käufern und Verkäufern zusammenzuführen, könnte abhängig von ihrer Struktur als Börse gelten. Aktuell dürfen nur Broker-Dealer an Börsen handeln, und Börsen dürfen keine Kundenkonten führen oder Wertpapiere von Kunden verwahren. Selbst wenn die SEC diese Regeln anpasst, werden einige Anforderungen sicherlich bestehen bleiben.
Ein weiterer Aspekt sind sogenannte Security-Based Swaps. Wenn ein tokenisiertes Wertpapier seinem Inhaber eine Beteiligung an der wirtschaftlichen Entwicklung eines oder mehrerer Wertpapiere ermöglicht, könnte es als Security-Based Swap klassifiziert werden. Diese unterliegen der gemeinsamen Zuständigkeit der SEC und der Commodity Futures Trading Commission und sind mit zahlreichen Auflagen verbunden, darunter das Verbot des Erwerbs von Swaps durch Kleinanleger.
Schließlich müssen Unternehmen, die mit dem Handel oder der Übertragung von tokenisierten Wertpapieren befasst sind, auch die Anwendbarkeit von Gesetzen zur Bekämpfung von Geldwäsche und zur Kundenidentifizierung berücksichtigen. Der Umfang der Compliance-Anforderungen hängt von der jeweiligen Rolle bei den Transaktionen ab, kann aber die Erfassung und Überprüfung von Name, Geburtsdatum und Adresse der Kunden umfassen.
Wie Leong Sing Chiong, stellvertretender Geschäftsführer der Monetary Authority of Singapore, in seiner Keynote-Rede auf dem Layer One Summit hervorhob, ist die Tokenisierung im Finanzwesen zwar vielversprechend, ihre Skalierung stellt jedoch eine Herausforderung dar. Er sieht vier Schlüsselfaktoren für die Skalierung: Liquidität, grundlegende Infrastruktur, standardisierte Rahmenbedingungen und Protokolle sowie gemeinsame Abwicklungswerte. Die Schaffung kommerzieller Netzwerke, die Entwicklung öffentlicher, genehmigter Netzwerke und die Verbesserung der Liquidität sind entscheidend für die breite Akzeptanz der Tokenisierung.
Die Entwicklungen im Bereich der tokenisierten Wertpapiere sind dynamisch und komplex. Es bleibt abzuwarten, wie die Regulierungsbehörden auf die Herausforderungen reagieren und wie die Technologie die Finanzmärkte zukünftig verändern wird.