Studien warnen, dass pauschale Bitcoin-Mining-Verbote kontraproduktiv für den Umweltschutz sein können, da Miner in Länder mit höherem CO2-Ausstoß abwandern ("Carbon Leakage"). Stattdessen sollten Regierungen Anreize für die Nutzung erneuerbarer Energien im Mining-Bereich schaffen und nachhaltige Praktiken fördern. Ein differenzierter Ansatz ist nötig, um die globalen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
Die Debatte um Bitcoin-Mining und dessen Energieverbrauch ist in vollem Gange. Während einige Regierungen Mining-Aktivitäten aufgrund des hohen Energiebedarfs verbieten, warnt eine neue Studie vor „unbeabsichtigten Folgen“ solcher Verbote für die Umwelt. Wie Cointelegraph berichtet, argumentiert der Bericht „The Unintended Carbon Consequences of Bitcoin Mining Bans: A Paradox in Environmental Policy“ von Juan Ignacio Ibañez und Kollegen von Exponential Science und dem University College London, dass Verbote von Bitcoin-Mining kontraproduktiv sein und die globalen Emissionen sogar erhöhen könnten.
Der Kernpunkt des Arguments ist das Phänomen der „Carbon Leakage“. Dieses beschreibt die Verlagerung von emissionsintensiven Aktivitäten in Regionen mit laxeren Umweltvorschriften, wenn in einem Gebiet strengere Regeln gelten. Im Kontext des Bitcoin-Minings bedeutet dies, dass ein Verbot in einem Land mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien dazu führen kann, dass Miner ihre Aktivitäten in Länder mit einem höheren Anteil an fossilen Brennstoffen verlagern. Das Ergebnis: ein Anstieg der globalen Emissionen, obwohl das ursprüngliche Ziel des Verbots die Reduzierung der Emissionen war.
Ein Beispiel hierfür ist das Verbot von Bitcoin-Mining in China im Jahr 2021. Wie Cointelegraph berichtet, verlagerten sich die Mining-Aktivitäten daraufhin in Länder wie Kasachstan, wo der Strom zwar günstiger und die Regulierungen weniger streng sind, aber der Energie-Mix einen deutlich höheren Anteil an fossilen Brennstoffen aufweist. Dies führte zu einem Anstieg des Energieverbrauchs und machte Kasachstan zum zweitgrößten Bitcoin-Mining-Hub der Welt – mit negativen Folgen für die Umwelt und die lokale Infrastruktur.
Die Studie berechnet die Umweltauswirkungen der Verlagerung von Bitcoin-Mining-Aktivitäten anhand der „Hash-Rate“, die die Rechenleistung im Bitcoin-Netzwerk misst. Wie in dem Bericht von Exponential Science und dem University College London erläutert wird, zeigt sich, dass die Verlagerung des Minings in Regionen mit hohem Anteil an fossilen Brennstoffen die Emissionen drastisch erhöhen kann. Ein Verbot in Kanada, das einen großen Teil seiner Energie aus sauberen Quellen bezieht, könnte die globalen Emissionen um bis zu 5,6 % oder 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erhöhen. Ähnliche Effekte würden sich bei Verboten in anderen Ländern mit niedrigem CO2-Ausstoß wie Paraguay und Norwegen ergeben.
Umgekehrt würde ein Verbot des Minings in Ländern mit hohem Anteil an fossilen Brennstoffen wie Kasachstan oder Malaysia tatsächlich zu einer Emissionsreduzierung führen, da das Mining wahrscheinlich in Regionen mit einem saubereren Energiemix verlagert würde. Ein Mining-Verbot in Kasachstan könnte die Emissionen um 7,6 % oder 3,4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr senken.
Die Studie plädiert daher für einen differenzierten Ansatz bei der Regulierung des Krypto-Minings. Anstatt pauschaler Verbote sollten Regierungen Anreize für die Nutzung erneuerbarer Energien schaffen, Mining-Aktivitäten in Regionen mit sauberem Energiemix fördern und die Forschung zu nachhaltigen Mining-Praktiken unterstützen. Wie die Vereinten Nationen in einer Pressemitteilung berichten, sind die Umweltauswirkungen des Bitcoin-Minings nicht zu unterschätzen und erfordern eine sorgfältige Abwägung der verschiedenen Faktoren.
Auch die Problematik des Elektroschrotts, der durch die kurze Lebensdauer von Mining-Hardware entsteht, darf nicht außer Acht gelassen werden. Greenpeace USA weist darauf hin, dass die schnelle Ablösung älterer Geräte durch neuere, leistungsfähigere Modelle zu großen Mengen an Elektroschrott führt, der oft nicht ordnungsgemäß entsorgt wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bitcoin-Mining-Verbote zwar gut gemeint sein mögen, aber nicht zwangsläufig zu den gewünschten Ergebnissen führen. Ein differenzierter Ansatz, der die globalen Auswirkungen und die komplexen Zusammenhänge berücksichtigt, ist unerlässlich, um die negativen Folgen für die Umwelt zu minimieren.
Quellen: