Der Markt für digitale Geldbörsen (Wallets) boomt, da Unternehmen die Kontrolle über den Nutzerzugang zu Kryptowährungen und damit verbundene Gebührenquellen anstreben. Die sogenannte "Fat Wallet"-These prognostiziert die Entwicklung von Wallets zu zentralen Plattformen mit vielfältigen Funktionen und weiteren Monetarisierungsmöglichkeiten, was den aktuellen Wettbewerb um die Nutzergunst erklärt.
Der Markt für digitale Geldbörsen, sogenannte Wallets, erlebt einen beispiellosen Boom. Zahlreiche Akteure, von etablierten Krypto-Börsen wie Kraken, Coinbase und Bitget über NFT-Marktplätze wie Magic Eden bis hin zu traditionellen Finanzinstituten und DeFi-Protokollen, bringen ihre eigenen Wallets auf den Markt. Wie Cryptonews.net berichtet, wirft diese Entwicklung die Frage auf, warum neben den hunderten bereits existierenden Wallets noch weitere benötigt werden.
Die eigentliche Frage ist jedoch, warum jedes Unternehmen eine eigene Wallet anbieten möchte. Der Besitz einer Wallet, über die Endnutzer auf Kryptowährungen zugreifen, erweist sich als lukratives Geschäftsmodell. Für viele Neueinsteiger in die Kryptowelt ist die Wallet der erste Kontaktpunkt, um Token zu kaufen. Dies verschafft den Wallet-Anbietern eine besondere Nähe zum Nutzer und damit die Verhandlungsmacht, Gebühren zu erheben.
Diese Gebühren werden hauptsächlich durch In-Wallet-Swaps, also den Tausch von Kryptowährungen innerhalb der Wallet, bei Nutzern erzielt, die weniger preissensibel sind. MetaMask beispielsweise verdient laut Cryptonews.net durchschnittlich 1,5 Millionen US-Dollar pro Woche durch solche Swaps.
Wallet-Anbieter erhalten zudem wertvolle Einblicke in den Transaktionsfluss ihrer Nutzer. Dieses Wissen über die Handelsaktivitäten tausender Nutzer ist von hohem Wert, da Wallet-Unternehmen diesen Orderflow potenziell an professionelle Blockersteller verkaufen können, die MEV (Miner Extractable Value) extrahieren. Die Praxis ist zwar umstritten, aber es ist möglich, dass Wallets wie MetaMask dies bereits tun. Bekannt ist, dass Telegram-Trading-Bots mit integrierten Wallets wie Banana Gun MEV-Gewinne mit Blockerstellern teilen.
Wallets entwickeln sich zunehmend zur bevorzugten Schnittstelle für On-Chain-Aktivitäten. Daten deuten darauf hin, dass DEX-Frontends (Decentralized Exchange) in den Hintergrund treten, während Wallets, Solver-Modelle (CowSwap, 1inch Fusion) und DeFi-Aggregatoren an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung wird als "Fat Wallet"-These bezeichnet und besagt, dass Wallets zu umfangreichen Plattformen mit vielfältigen Funktionen werden.
Investoren und Entwickler, die auf die "Fat Wallet"-These setzen, erwarten weitere Monetarisierungsmöglichkeiten für Wallets. Mit der Entwicklung von einfachen "Senden und Empfangen"-Anwendungen hin zu funktionsreichen Hubs mit integrierten dApps, Mint-Funktionen und Messaging-Möglichkeiten könnten Wallets zukünftig eine Art "Big Tech-Steuer" auf die Distribution erheben, ähnlich wie bei App-Stores.
Wallets bieten auch Synergien für B2B-Integrationen mit Krypto-Zahlungsdiensten. Beispiele hierfür sind Wallets wie Zeal oder Fuse, die es ermöglichen, DeFi-Erträge oder ungenutzte Stablecoins über Visa-Integration auszugeben.
Der Wettbewerb um die Gunst der Nutzer ist hart umkämpft. Wallet-Anbieter setzen auf verschiedene Strategien: Coinbase Wallet bietet beispielsweise Zinsen auf USDC-Bestände, während Magic Eden Airdrops für Nutzer der eigenen Wallet verspricht. Jeder will die erste Wallet sein, die den Nutzer bindet.
Ob die "Fat Wallet"-These letztendlich zutrifft, bleibt abzuwarten. Sie liefert jedoch eine plausible Erklärung für die Vielzahl neuer Wallets auf dem Markt. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern könnte letztlich den Nutzern zugutekommen.
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