Der digitale Euro wird als wichtiges Instrument zur Sicherung der europäischen Finanzsouveränität gegenüber der wachsenden Dominanz amerikanischer und chinesischer Zahlungsdienstleister gesehen. Besonders die Fortschritte Chinas bei der Entwicklung seiner digitalen Währung und die Abhängigkeit Europas von US-Anbietern wie Mastercard und PayPal geben Anlass zur Sorge und beschleunigen die Entwicklung eines europäischen Alternativ-Zahlungssystems. Ziel ist die Schaffung eines unabhängigen Zahlungsrahmens, nicht die Abschaffung des Bargelds.
Europa sieht sich zunehmender Konkurrenz im Zahlungsverkehr durch die USA und China gegenübergestellt. Die wachsende Dominanz amerikanischer und chinesischer Zahlungsdienstleister sowie der Fortschritt Chinas bei der Entwicklung seiner digitalen Währung rufen Besorgnis um die europäische Unabhängigkeit hervor. Der digitale Euro wird als ein entscheidendes Instrument zur Wahrung der europäischen finanziellen Souveränität betrachtet, wie news.bitcoin.com berichtet.
Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, unterstrich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (zitiert von Ledger Insights) die Bedeutung des digitalen Euro für die finanzielle Autonomie Europas. Er sieht die Initiative als essentiell für die Stärkung der europäischen Widerstandsfähigkeit im globalen digitalen Wettbewerb. Balz vergleicht den digitalen Euro mit Buchgeld und betont die fortbestehende Austauschbarkeit mit Bargeld. Eine Abschaffung des Bargelds sei nicht geplant. „Solange die Menschen Bargeld nutzen möchten, werden sie bar bezahlen und Zugang dazu haben können“, so Balz, der die Koexistenz beider Zahlungsmittel bekräftigt.
Balz äußerte sich besorgt über die Abhängigkeit Europas von außereuropäischen Zahlungsanbietern wie Mastercard und Paypal und die damit verbundenen Risiken. Er unterstrich die Notwendigkeit einer eigenen europäischen Zahlungsinfrastruktur und betonte: „Der Umgang mit den USA und China wird hart werden. Wir müssen uns anschnallen.“ Diese Besorgnis wird durch Chinas Fortschritte bei der Entwicklung seiner digitalen Zentralbankwährung (CBDC) verstärkt. „China gehört weltweit zu den führenden Nationen bei der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung. Sie könnten sie einführen, haben aber derzeit mit der Finanzstabilität des Systems und der wirtschaftlichen Entwicklung zu kämpfen“, so Balz, der Chinas potenziellen Wettbewerbsvorteil und gleichzeitig dessen aktuelle Herausforderungen anerkennt.
Angesichts dieser globalen Entwicklungen bekräftigte Balz die Notwendigkeit für Europa, die Kontrolle über seine Finanzsysteme zurückzugewinnen. Er verwies auf Beispiele, in denen chinesische Zahlungsplattformen wie Alipay bei öffentlichen Veranstaltungen in Deutschland eingesetzt wurden, und warnte vor einer weiteren Ausbreitung dieses Trends ohne europäische Alternativen. Wie Newstral berichtet, wurden bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland Tickets nur mit chinesischen oder amerikanischen Zahlungsmitteln erworben. Balz betonte, dass Europa seine Positionen und Interessen klar vertreten müsse. Die fehlende Initiative des Privatsektors in den letzten drei Jahrzehnten habe eine Lücke geschaffen, die die Zentralbanken nun schließen müssten. Die Einführung des digitalen Euro ziele nicht auf die Abschaffung des Bargelds ab, sondern auf die Schaffung eines robusten und unabhängigen europäischen Zahlungsrahmens, der im globalen Wettbewerb bestehen kann.
In einem Interview mit Focus Online erläuterte Balz die Funktionsweise und die Herausforderungen des digitalen Euro. Er betonte, dass der digitale Euro eine zusätzliche Zahlungsoption sein und sowohl online als auch offline funktionieren soll. Die Diskussionen über eine Obergrenze für digitale Euro-Guthaben zwischen 500 und 3.000 Euro verdeutlichen die Komplexität des Projekts. Balz erklärte, dass ein „Wasserfallsystem“ entwickelt wird, das es Nutzern der digitalen Euro-App ermöglicht, diese mit ihrem Bankkonto zu verknüpfen, um Zahlungen über die Halteobergrenze hinaus zu tätigen. Er betonte, dass die grundlegenden Funktionen des digitalen Euro für Endverbraucher kostenlos sein sollen.
Auch Piero Cipollone, Mitglied des Direktoriums der EZB, unterstrich in einer Rede vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments die Vorteile eines digitalen Euro. Er argumentierte, dass ein digitaler Euro, der auf europäischer Technologie und Infrastruktur basiert, die finanzielle Souveränität und Widerstandsfähigkeit Europas stärken würde. Cipollone hob hervor, dass der digitale Euro konkrete Vorteile für alle Beteiligten – Verbraucher, Händler und Banken – bieten würde. Er betonte, dass ein digitaler Euro die digitale finanzielle Inklusion fördern und ein Höchstmaß an Datenschutz und Datensicherheit gewährleisten würde.
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