Die ehemalige Binance-Managerin Amrita Srivastava verklagt die Kryptobörse in Großbritannien wegen ungerechtfertigter Entlassung, nachdem sie angebliche Bestechung innerhalb des Unternehmens gemeldet hatte. Binance bestreitet die Vorwürfe und behauptet, die Entlassung sei leistungsbedingt erfolgt, während Srivastava auf Vergeltung für ihr Whistleblowing verweist. Der Fall bietet Einblicke in die internen Abläufe von Binance und könnte bei Erfolg zu hohen Schadensersatzzahlungen führen.
Amrita Srivastava, eine ehemalige Führungskraft von Binance Holdings Ltd., hat die Kryptowährungsbörse in Großbritannien verklagt. Wie Bloomberg berichtet, behauptet Srivastava, sie sei ungerechtfertigt entlassen worden, nachdem sie Bedenken hinsichtlich angeblicher Bestechung geäußert hatte. Die in London ansässige Managerin war für die Link-Plattform von Binance zuständig, die externe Broker und Kunden mit der Börse verbindet.
Srivastava wirft einem Kollegen vor, Geld "unter dem Deckmantel von Beratungsleistungen" angenommen zu haben, um die Integration eines Kunden zu beschleunigen. Der Kollege habe dabei vorgegeben, nicht für Binance zu arbeiten. CryptoTimes zufolge hat der beschuldigte Kollege Binance mittlerweile verlassen.
Srivastava meldete die angebliche Bestechung im April 2023 ihren Vorgesetzten, so Coinpedia. Einen Monat später wurde sie entlassen. Sie argumentiert, die Entlassung sei eine Vergeltungsmaßnahme für ihre Meldung gewesen. Binance bestreitet dies und behauptet, die Entlassung sei aufgrund mangelnder Leistung erfolgt und habe nichts mit dem Whistleblowing zu tun. In einer Stellungnahme erklärte Binance: "Die Entscheidung, ihr Arbeitsverhältnis wegen mangelnder Leistung zu beenden, wurde getroffen, bevor sie Bedenken hinsichtlich eines Problems äußerte, das bereits bekannt war und von unserem internen Prüfungsteam untersucht wurde."
Die Anhörung vor dem Arbeitsgericht bietet laut Bloomberg einen seltenen Einblick in die internen Abläufe der Krypto-Handelsplattform, die sich bereits mit einer US-Untersuchung auseinandersetzen musste. Im November 2023 bekannte sich Binance schuldig, gegen US-amerikanische Gesetze zur Bekämpfung von Geldwäsche und Sanktionen verstoßen zu haben, und wurde mit einer Rekordstrafe von 4,3 Milliarden US-Dollar belegt.
Srivastava, die zuvor bei Mastercard Inc. als Head of Fintech Coverage für Westeuropa tätig war, kam im April 2022 zu Binance. Sie glaubte laut CryptoTimes, dass innerhalb des Unternehmens ein echter Wunsch bestand, Binance zu "reparieren", und dass das Management bestrebt war, die Compliance-Vorschriften einzuhalten. Stattdessen, so sagt sie, traf sie auf ein zunehmend "chaotisches" Arbeitsumfeld. Während ihrer Zeit bei der Link-Einheit habe der Druck bestanden, Geschäfte abzuschließen. Binance sei darauf bedacht gewesen, die "Umsatzlücke" bei Link zu schließen, nachdem festgestellt worden war, dass rund ein Viertel der Serviceeinnahmen der Einheit zuvor von einem Kunden mit Verbindungen zum Iran stammte.
Wie Coinpedia berichtet, sagte Srivastava: "Ich war nicht bereit, wegzuschauen, wenn jemand einen Kunden betrogen hatte und dennoch Teil des Teams war - manche Dinge sind einfach richtig und falsch, und nach einem Bestechungsgeld zu fragen und einen Kunden zu betrügen, war keine Grauzone - es ist definitiv falsch." In ihrem Antrag für die Anhörung betonte Srivastava laut Bloomberg den beruflichen und reputationsbedingten Schaden, den sie erlitten hat: "Meine Erfahrung bei Binance hat meiner Karriere persönlich geschadet, eine Auswirkung, die ich in den nächsten Jahren noch rückgängig machen muss."
Die Entschädigungen für Whistleblowing vor britischen Arbeitsgerichten sind nicht begrenzt, was möglicherweise den Weg für erhebliche Schadensersatzzahlungen ebnet, falls Srivastavas Behauptungen bestätigt werden.