Die von Donald und Melania Trump lancierten Memecoins TRUMP und MELANIA sorgen für Unruhe in der Kryptowelt. Branchenexperten kritisieren den Interessenkonflikt Trumps, der gleichzeitig von den Token profitiert und Einfluss auf die Krypto-Regulierung hat, sowie die damit verbundenen ethischen Fragen und die negative Auswirkung auf die Reputation der Branche. Die hohe Volatilität der Coins und die Konzentration des Handelsvolumens auf weniger bekannten Börsen verstärken die Bedenken zusätzlich.
Die kurz vor der geplanten zweiten Amtseinführung von Donald Trump im Januar 2025 lancierten Memecoins TRUMP und MELANIA, initiiert vom ehemaligen US-Präsidenten und seiner Frau, haben in der Krypto-Branche erhebliche Bedenken ausgelöst. Wie die Financial Times am 22. Januar berichtete, äußerten Branchenexperten ihre Sorgen über das durch die neuen Kryptowährungen entstandene Chaos und die damit verbundenen ethischen Fragen.
Nic Carter, Gründungspartner von Castle Island Ventures und selbst Trump-Sympathisant, kritisierte den offensichtlichen Interessenkonflikt, der dadurch entsteht, dass Trump einerseits Einfluss auf die Krypto-Regulierung hat und andererseits von den Handelsaktivitäten seiner eigenen Token profitiert. „Ich bin vielleicht altmodisch, aber ich denke, Präsidenten sollten sich auf die Führung des Landes konzentrieren“, wurde er von der Financial Times zitiert.
Die beiden Memecoins erreichten laut CoinGecko zunächst eine gemeinsame Marktkapitalisierung von 17,5 Milliarden US-Dollar. Dieser Wert halbierte sich jedoch innerhalb weniger Tage, was zu großer Verunsicherung bei den Anlegern führte. Insbesondere die Reputation der gesamten Kryptobranche leidet unter der Volatilität und den damit verbundenen Skandalvorwürfen. Daten von CoinMarketCap zeigen, dass der Großteil des Handelsvolumens der 200 Millionen verfügbaren TRUMP-Token auf weniger bekannten asiatischen Börsen wie BiKing, Gate.io und Megabit abgewickelt wurde.
Ein Investor aus dem Silicon Valley zog auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos einen Vergleich zwischen Trump und Elon Musk mit Crassus und Caesar und bezeichnete die Memecoins als modernes Beispiel dafür, wie politischer Einfluss zum persönlichen Vorteil genutzt wird. „Wir erleben gerade echtes 'Ende eines Imperiums'-Zeug in den USA“, sagte er gegenüber der Financial Times und bezog sich dabei auf die schnelle Entstehung und den ebenso schnellen Verfall von Milliarden an nominellem Vermögen.
Rund 80% der TRUMP-Token werden von CIC Digital, einem mit der Trump Organization verbundenen Unternehmen, und Fight Fight Fight LLC, einer weiteren mit dem ehemaligen Präsidenten in Verbindung stehenden Organisation, gehalten. Beide Unternehmen profitieren von den Handelseinkünften und Token-Verkäufen, da die Bestände der Insider in den nächsten drei bis zwölf Monaten zum Verkauf freigegeben werden.
Die demokratische Kongressabgeordnete Maxine Waters, Mitglied des Finanzdienstleistungsausschusses des Repräsentantenhauses, bezeichnete den TRUMP-Coin als „das Schlimmste an Krypto“ und argumentierte, dass er anonyme Finanztransaktionen an Trumps engsten Kreis ermöglichen und Gesetze zur nationalen Sicherheit und Korruptionsbekämpfung umgehen könnte (Quelle: The Guardian).
Oskar Åslund, Chief Strategy Officer bei AKJ, einem Broker für Krypto-Hedgefonds, äußerte ebenfalls Kritik: „Sein wirtschaftliches Interesse steht zum Verkauf. Es gibt hier keine Kontrollmechanismen.“ Er warnte vor dem mangelnden Schutz für Kleinanleger und wies darauf hin, dass die Nutzungsbedingungen auf der Website des Tokens Benutzer daran hindern, Sammelklagen einzureichen (Quelle: Cryptopolitan).
Anthony Scaramucci, Gründer von SkyBridge Capital und ehemaliger Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, befürchtete, dass der TRUMP-Coin die Bemühungen um regulatorische Klarheit für Kryptowährungen behindern könnte. „Ich glaube, es schadet der Branche“, sagte er auf einer Podiumsdiskussion in Davos (Quelle: PYMNTS).
Serge-Raymond Nzabandora von Yield Guild Games beschrieb die Token als Ressourcen- und Aufmerksamkeitsfresser. „Die unmittelbare Wirkung war, dass Liquidität und Aufmerksamkeit von legitimen Projekten abgezogen wurden, die an realen Anwendungsfällen arbeiten, die die Branche 2025 dringend der Welt beweisen muss“, sagte er und wies auf die Ironie hin, dass Trumps Aktionen die regulatorischen Schutzmaßnahmen untergraben, die der ehemalige SEC-Vorsitzende Gary Gensler zu etablieren versuchte (Quelle: Cryptopolitan).
Die Situation wurde zusätzlich verschärft, als REX Financial und Osprey Funds bei der SEC Unterlagen für einen börsengehandelten Fonds (ETF) mit Schwerpunkt auf dem TRUMP-Token einreichten. Der vorgeschlagene Fonds würde es Anlegern ermöglichen, den Memecoin einfacher zu handeln, stieß jedoch bereits auf Widerstand. James Seyffart, ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence, stellte die Sinnhaftigkeit der Einführung eines ETFs für einen erst wenige Tage zuvor geschaffenen Token in Frage, insbesondere einen, der mit einem amtierenden Präsidenten verbunden ist (Quelle: Cryptopolitan).