Die EU hat neue Vorschriften zur Cybersicherheit und Bekämpfung von Finanzkriminalität erlassen, die auch die Anwendung der FATF Travel Rule auf Kryptowährungen wie Bitcoin vorsehen. Während die Maßnahmen Verbraucher und Finanzstabilität schützen sollen, gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Privatsphäre, insbesondere durch die KYC-Pflicht und die Zentralisierung sensibler Daten. Kritiker befürchten eine Untergrabung der Grundprinzipien von Kryptowährungen und erhöhte Risiken durch Datenmissbrauch.
Die Europäische Union hat diverse Vorschriften zur Stärkung der Cybersicherheit und Bekämpfung der Finanzkriminalität erlassen. Ziel dieser Maßnahmen ist der Schutz der Verbraucher und der Finanzstabilität. Gleichzeitig gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Privatsphäre und Sicherheit der Bürger. Im Fokus der Kritik steht die Anwendung der sogenannten „Travel Rule“ der Financial Action Task Force (FATF) auf Kryptowährungstransaktionen, wie beispielsweise Bitcoin.
Wie Cryptonews.net berichtet, wird die FATF Travel Rule, ursprünglich für traditionelle Finanzinstitute konzipiert, nun auf Virtual Asset Service Providers (VASPs) ausgeweitet. VASPs müssen demnach KYC-Informationen (Know Your Customer) sammeln und bei Transaktionen mit anderen beteiligten Institutionen teilen.
Die FATF, eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Paris, wurde 1989 von den G7-Staaten zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gegründet. Seit 2019 umfasst ihr Mandat auch die Regulierung von Kryptowährungen, die von der FATF als potenzielle Bedrohung für das Finanzsystem angesehen werden. Länder, die den Empfehlungen der FATF nicht folgen, riskieren den Ausschluss vom globalen Finanznetzwerk.
Kritiker sehen in der Anwendung der Travel Rule auf Bitcoin eine Untergrabung der Grundprinzipien der Kryptowährung: Privatsphäre und finanzielle Freiheit. Bitcoin wurde als dezentrales und zensurresistentes Zahlungssystem außerhalb der Kontrolle von Zentralbehörden entwickelt. Die Pseudonymität von Bitcoin-Transaktionen gewährleistet Transparenz auf der Blockchain, verhindert aber die Offenlegung sensibler persönlicher Daten. Diese inhärente Transparenz bietet bereits Rechenschaftspflicht bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre der Nutzer. Daher erscheinen die Maßnahmen der FATF für Bitcoin redundant und unangemessen, wie auch ein Artikel von Forbes vom 7. Januar 2025 hervorhebt.
Neue EU-Regelungen, wie die Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCA) und die Transfer of Funds Regulation, verpflichten Krypto-Dienstleister zur Einhaltung der Travel Rule. Dies stellt Bitcoin-Nutzer, die ihre finanzielle Privatsphäre schützen möchten, vor neue Herausforderungen. Die Überprüfung der Wallet-Inhaberschaft und die Erfassung personenbezogener Daten widersprechen dem dezentralen Charakter von Bitcoin. Es besteht die Befürchtung, dass die Einhaltung dieser Vorschriften die Nutzer zu zentralisierten Verwahrstellen drängt und sie damit Risiken wie Hacking, Datenverlust und staatlicher Überwachung aussetzt.
Die Zentralisierung von KYC-Daten schafft einen zentralen Angriffspunkt für Cyberkriminelle. Datenpannen wie der Equifax-Skandal 2017 oder Sicherheitslücken im indischen Aadhaar-System zeigen die verheerenden Folgen, wenn sensible Daten in falsche Hände geraten. In Ländern mit hohem Risiko stellen zentralisierte Datenbanken eine zusätzliche Gefahr dar, da autoritäre Regime oder kriminelle Gruppen die Daten missbrauchen könnten.
Die neuen EU-Vorschriften betreffen nicht nur Kryptowährungen. Der Cyber Resilience Act (CRA) von 2024 zielt auf die Verbesserung der Cybersicherheit von digitalen Produkten und Software ab. Dies betrifft eine breite Produktpalette, von Babyfonen und Smartwatches bis hin zu Routern und Firewalls. Hersteller müssen Sicherheitsstandards einhalten und Sicherheitsupdates bereitstellen. Obwohl diese Maßnahmen die Verbrauchersicherheit erhöhen sollen, besteht die Gefahr verstärkter Überwachung und Kontrolle.
Die EU-Regulierungen zu Cybersicherheit und Finanzkriminalität sind Teil eines globalen Trends. Auch Länder wie die USA und Singapur haben neue Gesetze und Strategien zur Stärkung der Cybersicherheit erlassen. Die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundenen Risiken erfordern neue Regulierungsansätze. Es ist jedoch wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Privatsphäre zu finden und die potenziellen negativen Auswirkungen neuer Vorschriften sorgfältig abzuwägen.
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