Führungskräfte sind oft besonders stark von Selbstzweifeln betroffen, da sie hohen Erwartungen und Leistungsdruck ausgesetzt sind. Psychologin Felicitas von Elverfeldt betont die Wichtigkeit, individuelle Bedürfnisse von Mitarbeitern zu erkennen und alte Erfolgsrezepte zu hinterfragen, anstatt perfektionistisch an ihnen festzuhalten.
Die Frage nach der eigenen Kompetenz und dem Selbstwertgefühl ist universell, doch Führungskräfte sehen sich in ihren Positionen oft besonders hohen Erwartungen und Leistungsdruck ausgesetzt. Der Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, gepaart mit dem Wunsch, perfekt zu sein und keine Fehler zu machen, kann zu einer Belastung werden, wie die Frankfurter Psychologin Felicitas von Elverfeldt im Podcast "F.A.Z. Beruf & Chance" erklärt.
Von Elverfeldt, die Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen berät, betont, dass es wichtig ist, die individuellen Bedürfnisse und Motivationen der Mitarbeiter zu erkennen, anstatt eigene Maßstäbe und Erfahrungen zu übertragen. "Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler", so die Psychologin.
Ein häufiger Fehler von Führungskräften ist laut von Elverfeldt, an Erfolgsfaktoren der Vergangenheit festzuhalten und diese auf neue Herausforderungen zu übertragen. "Funktioniert das nicht, wird oft die Anstrengung verdoppelt, anstatt die Strategie zu hinterfragen", so die Expertin. Dieser Perfektionsanspruch und die Angst vor Fehlern können zu einem Teufelskreis werden.
Doch woher kommt der Wunsch, perfekt zu sein und keine Fehler zu machen? Oft stecken dahinter tiefsitzende Ängste: die Angst, nicht dazuzugehören, nicht gut genug zu sein oder die Kontrolle zu verlieren. Um diese negativen Glaubenssätze zu überwinden, ist es laut von Elverfeldt wichtig, sich diesen Ängsten zu stellen und zu reflektieren, inwieweit die selbst gesetzten Ansprüche die eigene Entwicklung behindern. Sie ermutigt Führungskräfte dazu, neugierig zu bleiben und die Regie im eigenen Leben zu übernehmen.
Sich von dem Glaubenssatz "Bin ich gut genug?" zu lösen, ist ein Prozess, der Zeit und Reflexion erfordert. Es geht darum, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, sich realistische Ziele zu setzen und Fehler als Chance zum Lernen zu begreifen. Führungskräfte, die es schaffen, mit Selbstzweifeln konstruktiv umzugehen, können nicht nur ihr eigenes Potenzial besser entfalten, sondern auch eine positivere und motivierendere Arbeitsatmosphäre für ihre Mitarbeiter schaffen.