Eine erneute Präsidentschaft Trumps könnte die US-Kryptopolitik stark verändern, hin zu einer "Bitcoin-Supermacht", mit möglichen Ernennungen von Krypto-Befürwortern in Schlüsselpositionen und Investitionen öffentlicher Gelder. Während Befürworter Bitcoin als Inflationsschutz sehen und eine staatliche Bitcoin-Reserve anstreben, warnen Kritiker vor der Volatilität und den Risiken für Kleinanleger und fordern strengere Regulierung. Der zunehmende Einfluss der Krypto-Lobby in den Parlamenten der Bundesstaaten deutet auf ein dynamisches und möglicherweise umstrittenes Umfeld für Kryptowährungen hin.
Donald Trumps erneute Präsidentschaft könnte die US-Kryptopolitik grundlegend verändern, so die Prognose mehrerer Analysten. Cointelegraph spricht sogar von einem möglichen "Wendepunkt". Diese Einschätzung stützt sich auf verschiedene Faktoren, darunter Trumps Wahlkampfversprechen, die USA zu einer "Bitcoin-Supermacht" zu machen, und seine Personalentscheidungen. Besonders die potenzielle Ernennung von Paul Atkins, einem bekannten Krypto-Befürworter, zum Leiter der Securities and Exchange Commission (SEC) wird als wichtiges Signal gewertet. Atkins, CEO einer Beratungsfirma mit Klienten aus der Kryptobranche, gilt als Gegenpol zum bisherigen SEC-Chef Gary Gensler unter Präsident Biden, der Kryptowährungen eher kritisch gegenüberstand. Stansberry Research erinnert daran, dass Gensler große Krypto-Unternehmen wie Coinbase und Kraken verklagt hat, weil sie seiner Ansicht nach als "nicht registrierte Wertpapierbörsen" agierten, obwohl die SEC bisher nicht offiziell festgelegt hat, ob die meisten Kryptowährungen als "Wertpapiere" einzustufen sind.
Die Associated Press berichtet, dass Trumps positive Haltung gegenüber Bitcoin und die zunehmende Lobbyarbeit in den Parlamenten der Bundesstaaten die Akzeptanz von Kryptowährungen fördern könnten. Dies könnte auch öffentliche Pensionsfonds und Staatskassen dazu bewegen, in Kryptowährungen zu investieren. Befürworter sehen in Kryptowährungen wie Bitcoin einen wirksamen Inflationsschutz, vergleichbar mit Gold. Viele Bitcoin-Enthusiasten und -Investoren betonen die Anfälligkeit staatlicher Währungen für Wertverlust und argumentieren, dass verstärkte staatliche Investitionen zukünftige Kursschwankungen stabilisieren, die Legitimität von Kryptowährungen erhöhen und den bereits bestehenden Preisanstieg weiter befeuern würden.
Demgegenüber stehen kritische Stimmen. Das U.S. Government Accountability Office warnt in einer Studie zu 401(k)-Plan-Investitionen in Kryptowährungen vor deren "außergewöhnlich hoher Volatilität". Es gebe keine Standardmethode, um die zukünftigen Renditen von Kryptowährungen vorherzusagen. Auch Keith Brainard, Forschungsdirektor der National Association of State Retirement Administrators, äußert sich skeptisch gegenüber größeren Investitionen von Pensionsfonds in Kryptowährungen. ABC News zitiert ihn mit der Aussage, die Investitionshistorie von Bitcoin sei noch zu kurz und passe möglicherweise nicht zum Risiko-Rendite-Profil, das Pensionsfonds anstreben.
NPR berichtet, dass die mögliche Ernennung von David Sacks zum ersten "Krypto- und KI-Zar" der Nation die Entwicklung kryptofreundlicherer Gesetze fördern könnte. Sacks, ein bekannter Risikokapitalgeber, soll die Politikgestaltung in beiden Bereichen vorantreiben. Auch der neue Vorsitzende des House Financial Services Committee, der Republikaner French Hill, gilt als Befürworter von Kryptowährungen und KI. Gleichzeitig gibt es Bedenken hinsichtlich einer zu laxen Regulierung. Carol Alexander, Professorin an der University of Sussex und Expertin für digitale Vermögenswerte, befürchtet, dass professionelle Händler die Situation ausnutzen und auf Kosten von Kleinanlegern profitieren könnten. Sie plädiert für eine stärkere Regulierung des Kryptomarktes.
Ein weiteres Thema ist die mögliche Einrichtung einer strategischen Bitcoin-Reserve durch die US-Regierung. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, einen solchen Vorrat anzulegen, möglicherweise aus beschlagnahmten Bitcoin-Beständen. Senatorin Cynthia Lummis (R-Wyoming) hat bereits einen entsprechenden Gesetzesentwurf eingebracht. Befürworter einer solchen Reserve argumentieren, dies würde die strategische Bindung der USA an das Wachstum von Bitcoin stärken und der Regierung die Möglichkeit geben, Bitcoin-Gewinne zum Schuldenabbau zu verwenden. Kritiker hingegen warnen vor den Risiken der Bitcoin-Volatilität und befürchten, dass eine staatliche Bitcoin-Reserve einem spekulativen Anlagegut ungerechtfertigte Legitimität verleihen würde.
Die San Diego Union-Tribune berichtet, dass in mehreren Bundesstaaten Gesetze erwartet werden, die ein kryptofreundlicheres Umfeld schaffen sollen. Analysten sehen in der Krypto-Lobby eine wachsende Macht. Bitcoin-Miner bauen neue Anlagen, und Risikokapitalgeber finanzieren einen wachsenden Technologiesektor, der sich auf Kryptowährungen konzentriert.
Quellen:
- Cointelegraph: https://cointelegraph.com/news/analysts-say-trump-presidency-marks-a-turning-point-in-us-crypto-policy
- Reuters: https://www.reuters.com/world/us/with-cocktails-snoop-dogg-crypto-industry-celebrates-trump-inauguration-2025-01-18/
- Baton Rouge Business Report: https://www.businessreport.com/article/trumps-administration-is-likely-to-usher-in-new-state-crypto-policies
- The San Diego Union-Tribune: https://www.sandiegouniontribune.com/2025/01/20/trump-crypto-friendly-administration/
- Stansberry Research: https://stansberryresearch.com/articles/what-a-trump-presidency-means-for-cryptocurrencies-2
- NPR: https://www.npr.org/2025/01/06/nx-s1-5248284/bitcoin-rally-crypto-trump
- ABC News: https://abcnews.go.com/Technology/wireStory/trumps-inauguration-usher-crypto-friendly-administration-new-state-117877080