Ein Aave-Vorschlag, Ethenas synthetischen Dollar USDe an USDT zu koppeln, stößt auf Widerstand in der Community. Bedenken bestehen aufgrund potenzieller Interessenkonflikte der Antragsteller und der unterschiedlichen Risikoprofile von USDe, das auf ETH basiert, und USDT, das angeblich durch Off-Chain-Assets gedeckt ist. Kritiker befürchten Instabilität und vergleichen die Situation mit dem UST-Debakel, während Ethena die Kritik zurückweist und Expansionspläne verfolgt.
In der Aave-Community regt sich Widerstand gegen einen Vorschlag, den synthetischen Dollar USDe von Ethena an den Wert von Tethers USDT zu koppeln. Wie Cointelegraph berichtet, befindet sich der Vorschlag derzeit in der "Request for Comments"-Phase und wird aufgrund potenzieller Interessenkonflikte kritisch betrachtet. Insbesondere die unterschiedlichen Depeg-Risiken beider Stablecoins sorgen für Bedenken.
Der Vorschlag zielt darauf ab, den USDe-Preis in den Aave-Preisfeeds fest an den USDT-Preis zu binden und damit das bestehende Chainlink USDe/USD-Orakel zu ersetzen. Dies soll Liquidationen verhindern, die laut dem Vorschlag "unrentabel für Liquidatoren sind und möglicherweise zu uneinbringlichen Forderungen für Aave führen". Kritik entzündet sich daran, dass beide Autoren des Vorschlags, die Risikomanagement-Firmen ChaosLabs und LlamaRisk, entweder aktuell oder in der Vergangenheit mit Ethena zusammengearbeitet haben.
Ein Hauptkritikpunkt ist die unterschiedliche Besicherung der beiden Vermögenswerte. Während USDT angeblich durch Off-Chain-Assets vollständig gedeckt ist und somit eine 1:1-Einlösung gegen US-Dollar außerhalb der Blockchain ermöglicht, basiert die Besicherung von USDe auf einer delta-neutralen Balance aus Long- und Short-Positionen in ETH. Dadurch ist USDe dem Risiko "anhaltend negativer Finanzierungsraten" ausgesetzt, die bei pessimistischer Marktstimmung auftreten können. Ein Nutzer verglich den Vorschlag mit einem "aggressiven Wachstumsexperiment", während ein anderer die zirkuläre Logik kritisierte, die unterschiedlichen Risiken anzuerkennen und die Vermögenswerte dennoch gleichwertig zu behandeln, anstatt geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Ähnliche Bedenken äußerte bereits Tage zuvor ein einflussreiches Mitglied der MakerDAO-Community, bekannt als "ImperiumPaper", nachdem ein Vorschlag zur Integration von USDe und sUSDe über Spark in USDS (die umbenannte Version von DAI) eingereicht wurde. ImperiumPaper, der in den letzten Monaten MakerDAO scharf kritisiert und seinen Governance-Anteil aufgrund von Bedenken hinsichtlich übermäßigen Leverage des Gründers verkauft hat, sieht auch in diesem Vorschlag potenzielle Risiken. Auch Protos berichtet über die Bedenken der Community und hebt die unterschiedlichen Risikoprofile von USDe und USDT hervor.
Ethena-Gründer Guy Young wies die Kritik und die Vorwürfe von Interessenkonflikten zurück und verwies auf das Risikokomitee des Projekts, das eingerichtet wurde, um "externe Disziplin und Verantwortlichkeit in Bezug auf das laufende Produktmanagement" zu gewährleisten. Er nannte auch ein aktuelles Beispiel, in dem LlamaRisk strengere Maßnahmen für die Verwendung von sUSDe als Sicherheit auf Aave vorgeschlagen hatte. Trotz der Kritik verfolgt Ethena offenbar weiterhin seine Expansionspläne. Young bezeichnete 'Aavethena' (die kombinierten Einlagen von sUSDe und USDe auf Aave erreichten eine Milliarde US-Dollar) als "netten kleinen Proof of Concept". Zudem wurde eine Roadmap für 2025 mit dem Titel "Convergence" veröffentlicht, die Ethenas Pläne für eine weitere Integration mit dem traditionellen Finanzwesen und eine "vollständige Veränderung des Schicksals von DeFi" skizziert.
Die Diskussion um USDe erinnert an die Kontroverse um Terra’s UST, das im Mai 2022 implodierte. Obwohl die Vergleiche aufgrund der unterschiedlichen Risikoprofile der beiden Assets möglicherweise unzutreffend sind, sind die Nutzer nach den Folgen des UST-Zusammenbruchs, der DeFi in einen tiefen und anhaltenden Bärenmarkt stürzte, verständlicherweise vorsichtig.