Die Erwartung weiterer Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed hat sich seit September deutlich abgeschwächt, hauptsächlich aufgrund der anhaltend hohen Inflation und der robusten Entwicklung des Arbeitsmarktes. Während im September noch mehrere Zinsschritte bis auf 3% im Jahr 2025 erwartet wurden, rechnet der Markt nun mit maximal ein bis zwei weiteren Senkungen. Experten wie Fitch Ratings und J.P. Morgan prognostizieren einen Leitzins zwischen 3% und 3,5% für 2025/2026.
Die Diskussion über das Ende der Zinssenkungsphase der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist in vollem Gange. Blockworks.co berichtet von einer deutlichen Verschiebung der Markterwartungen seit September. Ging man damals noch von mehreren, teils erheblichen Zinsschritten von 50 Basispunkten aus, die den Leitzins bis 2025 auf 3% senken sollten, erwartet der Markt nun höchstens noch ein bis zwei weitere Senkungen im Jahr 2025.
Die anhaltend hohe Inflation trägt maßgeblich zu dieser veränderten Einschätzung bei. Wie aus dem im Dezember veröffentlichten Sitzungsprotokoll hervorgeht, haben die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed ihre Bewertung der Inflationsrisiken erhöht. Hinzu kommt die robustere Entwicklung des US-Arbeitsmarktes im Vergleich zu den Erwartungen im September, als die Fed mit den Zinssenkungen begann. Diese Faktoren deuten auf eine eher restriktivere Geldpolitik der Fed hin.
Fitch Ratings schätzt in einem Kommentar vom 23. September 2024, dass das Ausmaß der Zinssenkungen in diesem Zyklus insgesamt moderat bleiben dürfte, trotz der überraschend starken Senkung um 50 Basispunkte im September. Fitch prognostiziert einen Leitzins von 4,5% bis Ende 2024, 3,5% bis Ende 2025 und ein neutrales Niveau von 3,0% bis Juni 2026. Die Entscheidung der Fed im September, die Zinsen stärker als erwartet zu senken, sei angesichts der anhaltend hohen Kerninflation im Dienstleistungssektor und der steigenden Arbeitslosigkeit schwierig zu begründen gewesen. Die Entscheidung scheine teilweise auf einer Risikobewertung der aktuellen Arbeitsmarktdynamik zu basieren. Fed-Chef Jerome Powell habe in der Pressekonferenz nach der Sitzung wiederholt auf das Risiko einer unerwartet weiter steigenden Arbeitslosigkeit hingewiesen.
Trotz der mehrheitlich restriktiveren Haltung innerhalb der Fed gibt es weiterhin Stimmen, die für weitere Zinssenkungen plädieren. So sprach sich Gouverneur Waller diese Woche für weitere Zinssenkungen im Jahr 2025 aus, vorausgesetzt, die Wirtschaftsentwicklung verläuft wie erwartet. Das Tempo dieser Senkungen hinge vom Fortschritt bei der Inflationsbekämpfung ab, wobei gleichzeitig eine Abschwächung des Arbeitsmarktes vermieden werden müsse.
Parametric Portfolio erklärt in einem Blogbeitrag vom 21. Oktober 2024, dass das kurze Ende der Zinskurve in der Vergangenheit häufig stärker auf Zinssenkungen der Fed reagiert hat als das lange Ende. So sei die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen in den letzten drei Zyklen der Zinssenkungen durchschnittlich um 283 Basispunkte gefallen, während die Rendite zehnjähriger Anleihen nur um 169 Basispunkte sank. Trotzdem habe der ICE BofA Current 10-Year US Treasury Index in allen drei Perioden den ICE BofA Current 2-Year US Treasury Index übertroffen. Dies liege an der Duration, die bei sinkenden Zinsen einen erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung ausübt.
Russell Investments hebt in einem Blogbeitrag vom 18. September 2024 die Bedeutung der Entscheidung der Fed hervor, die Zinsen um 50 Basispunkte zu senken. Dies signalisiere eine klare Verlagerung des Fokus der Fed von der Inflationsbekämpfung hin zum Schutz des Arbeitsmarktes und der Konjunktur. Russell Investments erwartet weitere Zinssenkungen um 25 Basispunkte bei den verbleibenden Sitzungen im Jahr 2024 und auch im Jahr 2025. Dadurch würde der Leitzins bis zum nächsten Jahr auf das von Russell Investments geschätzte Normalniveau von 3% bis 3,25% sinken.
J.P. Morgan Research erwartet, wie in einem Artikel vom 19. November 2024 dargelegt, eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember, gefolgt von vierteljährlichen Senkungen im Jahr 2025. Der Leitzins werde voraussichtlich bei 3,5% seinen Tiefpunkt erreichen. Die Wahlergebnisse könnten zwar Auswirkungen auf die Inflationsaussichten haben, die Wachstumsprognose von J.P. Morgan für 2025 mit einem BIP-Wachstum von rund 2% bleibe jedoch unverändert.
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