Die US-Notenbank wird im Dezember voraussichtlich die Zinsen senken, gestützt durch positive Arbeitsmarktdaten. Experten sehen diese Zinssenkung jedoch zwiespältig, da die robuste Wirtschaft und anhaltende Inflation auf eine weniger aggressive Zinspolitik im Jahr 2025 hindeuten und die zukünftige Ausrichtung der Fed unsicher bleibt. Die endgültige Entscheidung hängt auch von der weiteren Inflationsentwicklung und den politischen Entwicklungen ab.
Die Dezember-Sitzung der Federal Reserve wird voraussichtlich eine Zinssenkung bringen. Der Arbeitsmarktbericht vom Freitag mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft um 227.000 und einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,2% hat laut Cryptopolitan die Grundlage dafür geschaffen. Dies gibt der Fed Handlungsspielraum, ohne den Eindruck von Leichtsinn zu erwecken. Die Märkte reagierten verhalten, und die CME Group preist nun eine Zinssenkung mit hoher Wahrscheinlichkeit ein. Experten weisen jedoch darauf hin, dass diese Zinssenkung nicht uneingeschränkt positiv zu interpretieren ist.
Robert Sockin, Chefökonom der Citigroup, zitiert von Yahoo Finance, sieht in den Arbeitsmarktdaten "genau das, wonach die Fed gesucht hat und womit sie sich wohlfühlt, um die Politik auf ihrer letzten Sitzung des Jahres am 17. und 18. Dezember weiter zu lockern". Gleichzeitig betonen Marktbeobachter, dass die robuste Beschäftigungssituation und die anhaltende Inflation die Erwartung einer weniger aggressiven Zinssenkungspolitik im Jahr 2025 verstärken. Brian Jacobsen, Chefökonom von Annex Wealth Management, äußerte gegenüber Yahoo Finance die Vermutung, dass die Fed nach der Dezember-Senkung im Jahr 2025 möglicherweise nur noch bei jeder zweiten Sitzung die Zinsen senken wird, "weil sie hier etwas vorsichtig vorgehen wollen".
Auch CNBC berichtet über die bevorstehende Zinssenkung und die damit verbundenen Herausforderungen. Der Fokus liegt auf den zukünftigen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell, insbesondere hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen der Wahl von Donald Trump. Es wird erwartet, dass Powell sich zu den politischen Entwicklungen zurückhaltend äußert und die Unabhängigkeit der Fed betont. Die Frage nach dem Endpunkt des aktuellen Zinszyklus rückt in den Vordergrund. Bill English, ehemaliger Leiter der Abteilung für Geldpolitik bei der Fed und jetzt Finanzprofessor an der Yale School of Management, wird von CNBC zitiert: "Eine Schlüsselfrage ist, wo der Endpunkt dieses Zinszyklus liegt. Bald müssen sie darüber nachdenken, wann sich diese Periode der Zinssenkungen ändert, wenn die Wirtschaft recht stark aussieht."
Die Inflationsentwicklung könnte die Entscheidung der Fed ebenfalls beeinflussen. ABC News berichtet, dass Christopher Waller, ein wichtiges Mitglied des Gouverneursrats der Fed, sich vorsichtig optimistisch hinsichtlich einer Zinssenkung im Dezember äußerte, aber gleichzeitig betonte, dass Anzeichen einer anhaltenden Inflation ihn zu einer anderen Einschätzung bewegen könnten. Waller zeigte sich zuversichtlich, dass die Inflation sinkt und die Zentralbank ihren Leitzins wahrscheinlich weiter senken werde. Er räumte jedoch das Risiko ein, dass die Inflation "über dem Zielwert von 2 % der Fed stecken bleiben könnte", was ein Argument für eine Beibehaltung des aktuellen Zinssatzes in diesem Monat wäre. Die Wahl von Donald Trump und die damit verbundenen möglichen Auswirkungen auf die Inflation durch Zölle und Migrationspolitik könnten die Fed ebenfalls zu einem vorsichtigeren Vorgehen bewegen.
ING THINK analysiert die jüngsten US-Konjunkturdaten und schlussfolgert, dass eine Zinssenkung im Dezember weiterhin wahrscheinlich, aber von der Entwicklung des Arbeitsmarktes abhängig ist. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Oktober stärker als erwartet, während die Zahlen aus dem verarbeitenden Gewerbe gemischt ausfielen. James Knightley, Chefvolkswirt International bei ING, betont die Bedeutung der Beschäftigungsdaten: "Wenn wir dort eine weitere Abkühlung sehen, erhöht dies den finanziellen Stress, und das könnte zu einer zukünftigen Schwäche führen, selbst wenn die oberen 20 % weiterhin stark konsumieren." Auch die Auswirkungen von Hurrikanen und Streiks auf die Industrieproduktion werden von ING THINK thematisiert.
Quellen: - www.cryptopolitan.com/fed-decides-december-rate-cut/ - https://www.reuters.com/markets/us/strong-us-data-continues-reshaping-fed-views-pace-extent-rate-cuts-2024-11-15/ - https://www.ft.com/content/6b10ed7a-e89e-4ea4-95b2-ec607e8c59af - https://cryptopanic.com/news/20379618/Fed-decides-to-go-ahead-with-December-rate-cut-but-its-not-actually-good-news - https://think.ing.com/snaps/decent-us-trends-leaves-december-rate-cut-chances-in-the-balance/ - https://finance.yahoo.com/news/jobs-rebound-doesnt-change-the-narrative-for-fed-rate-cut-this-month-142707165.html - https://abcnews.go.com/US/wireStory/top-fed-official-leans-december-rate-cut-depends-116385794 - https://www.cnbc.com/2024/11/06/the-fed-is-likely-cutting-rates-again-thursday-everything-you-need-to-know.html