Obwohl die deutschen Gasspeicher derzeit gut gefüllt sind, besteht weiterhin ein Risiko für Engpässe im Winter, insbesondere bei extrem kalter Witterung oder Lieferausfällen. Steigender Gasverbrauch in der Industrie und die unsichere Zukunft des Gastransits durch die Ukraine nach 2024 tragen zusätzlich zur Unsicherheit bei. Experten raten daher weiterhin zu Sparsamkeit und einer Diversifizierung der Energieversorgung.
Die Frage nach möglichen Gasengpässen im Winter ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Während die Gasspeicher in Deutschland aktuell gut gefüllt sind – laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besteht keine „Gasmangellage“ mehr (Merkur.de) – warnen Experten dennoch vor möglichen Schwierigkeiten. Die Internationale Energieagentur (IEA) beispielsweise sieht die globale Gasversorgung durch geopolitische Spannungen, die steigende Nachfrage aus Asien und unsichere Seewege gefährdet (Merkur.de, Kettner-Edelmetalle.de).
Für Deutschland spielt die hohe Nachfrage aus Asien eine untergeordnete Rolle. Wie der Energiemarktexperte Georg Zachmann gegenüber dem Spiegel erläutert, konnte die EU zuletzt viel Strom aus Solaranlagen erzeugen, was den Bedarf an Gaskraftwerken reduziert hat. Dennoch bleiben Unsicherheitsfaktoren. Das Auslaufen der Verträge zwischen Russland und der Ukraine zum Gastransit nach Europa Ende 2024 ist ein zentrales Thema. Sollte keine Einigung erzielt werden, müsste Europa verstärkt auf Flüssiggas (LNG) zurückgreifen, was die Preise beeinflussen könnte (Merkur.de).
Wie der RND berichtet, könnte es trotz voller Speicher im Februar eng werden. Ein besonders kalter Winter, wie zuletzt 2010, könnte dazu führen, dass die Vorräte aufgebraucht sind. Der Verband der Gasspeicherbetreiber (Ines) mahnt daher zu Sparsamkeit bei den Verbrauchern, obwohl gesetzlich geregelt ist, dass zunächst Unternehmen von reduzierten Zuteilungen betroffen wären (RND).
Die Berliner Zeitung berichtet von einem Anstieg des Gasverbrauchs in Deutschland um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, basierend auf Berechnungen der Bundesnetzagentur. Während private Haushalte und Gewerbe ihren Verbrauch um 2,5 Prozent steigerten, verzeichnete die Industrie einen Anstieg von 11,1 Prozent (Berliner Zeitung).
T-Online skizziert verschiedene Szenarien für den Winter, basierend auf Daten der Bundesnetzagentur. Von einer Mangellage geht die Behörde nur in zwei Extremfällen aus: Erstens, wenn Deutschland beim Heizen nicht spart und gleichzeitig eine Versorgungslücke entsteht, und zweitens, wenn zusätzlich die Importe zurückgehen (T-Online).
Die Situation bleibt also volatil. Während die Gasspeicher gut gefüllt sind und der Gasverbrauch in Deutschland aktuell vergleichsweise niedrig ist, könnten geopolitische Entwicklungen und ein besonders kalter Winter die Lage schnell verändern. Sparsamkeit und eine Diversifizierung der Energiequellen bleiben daher wichtige Faktoren für die Versorgungssicherheit.
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