Rubelverfall und Zentralbankintervention: Eine Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Russland
Der russische Rubel stürzte auf den tiefsten Stand seit März 2022, was die Zentralbank zu Interventionen zwang, indem sie den Kauf von Devisen bis Jahresende stoppte, um die Volatilität einzudämmen. Während Präsident Putin die Lage herunterspielte, sehen Experten darin eine sich verschärfende Wirtschaftskrise aufgrund von Sanktionen und Kriegsfolgen.
Der russische Rubel hat in den letzten Tagen deutlich an Wert verloren und erreichte seinen tiefsten Stand seit März 2022, wie Cryptopolitan berichtet. Um dem entgegenzuwirken, hat die russische Zentralbank interveniert und angekündigt, bis Jahresende keine Devisen mehr am heimischen Markt zu kaufen. Ziel sei es, die Volatilität der Finanzmärkte zu reduzieren, so die Zentralbank in einer offiziellen Erklärung. Wie The Moscow Times berichtet, wurden bereits geplante Devisenkäufe ausgesetzt, um den Druck auf den schwächelnden Rubel zu mindern.
Am Mittwoch fiel der Rubel laut CNBC auf einen Kurs von 114 Rubel pro US-Dollar, den niedrigsten Wert seit März 2022, kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine. Als Reaktion darauf stoppte die Zentralbank den Ankauf von Devisen, um den weiteren Verfall des Rubels aufzuhalten. Am Donnerstagmorgen erholte sich der Rubel leicht und notierte bei 110 Rubel pro Dollar.
Der russische Präsident Wladimir Putin versuchte, die Situation zu beruhigen und erklärte, es gebe keinen Grund zur Panik. Die Rubelschwankungen seien auf Budgetzahlungen und saisonale Effekte zurückzuführen, so Putin gegenüber Reportern, wie von der Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet und von CNBC zitiert. Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow spielte den Kursverfall herunter und argumentierte, die normalen Bürger Russlands würden davon nicht betroffen sein, da sie ihre Gehälter in Rubel erhalten.
Experten sehen im sinkenden Rubelkurs jedoch Anzeichen für eine sich verschärfende Wirtschaftskrise in Russland. Timothy Ash, Schwellenmarktstratege bei BlueBay Asset Management, bezeichnete den Rubel laut CNBC als „im freien Fall“ und sprach von einer sich entwickelnden Währungskrise. Ein schwächerer Rubel führe zu höherer Inflation, in deren Folge die Leitzinsen steigen müssten, und letztlich zu einem geringeren realen BIP-Wachstum.
Gründe für den Rubelverfall werden unter anderem in den neuen US-Sanktionen gegen die Gazprombank gesehen, die letzte Woche vom Weißen Haus angekündigt wurden, sowie in der durch den Krieg belasteten russischen Wirtschaft, die die Inflation anheizt. Die Zentralbank hat die Zinsen bereits auf 21 % angehoben, was die Preissteigerungen bisher aber nicht eindämmen konnte. Die Inflationsrate lag im Oktober bei 8,5 %, während die Preise für Grundnahrungsmittel wie Butter und Kartoffeln im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind, wie CNBC berichtet.
Die russische Regierung macht die Sanktionen der „unfreundlichen“ Länder für die hohen Lebenshaltungskosten verantwortlich und versucht so, von ihrem Krieg gegen die Ukraine abzulenken, der gleichzeitig Arbeitskräftemangel und Lieferengpässe verursacht und die Lohn- und Produktionskosten in die Höhe treibt. Trotz des steigenden Preisdrucks vor dem Hintergrund massiv gestiegener Verteidigungsausgaben und einer hochgefahrenen Waffenproduktion bestreitet Präsident Putin laut CNBC, „Butter gegen Waffen“ einzutauschen.
Die Rubelabwertung findet statt, während die Biden-Administration versucht, den Druck auf den Kreml zu erhöhen, bevor der gewählte Präsident Donald Trump im Januar sein Amt antritt, so CNBC. Die jüngsten Sanktionen gegen die drittgrößte russische Bank, die Gazprombank, werden als besonders schmerzhaft für Russland angesehen, da sie das Finanzinstitut daran hindern, energierelevante Transaktionen über das US-Finanzsystem abzuwickeln. Das US-Finanzministerium beschuldigt die Bank außerdem, ein Kanal für Russland zu sein, um militärisches Material für den Krieg gegen die Ukraine zu kaufen und russische Soldaten zu bezahlen.
Wie Reuters berichtet, ist der russische Rubel seit Anfang August um ein Viertel gefallen. Bereits im Februar 2022 berichtete The Guardian über Interventionen der russischen Zentralbank zur Stützung des Rubels nach dem Einmarsch in die Ukraine. The Moscow Times berichtete im Oktober 2024 über verstärkte Yuan-Verkäufe der russischen Zentralbank angesichts eines Defizits. Der Express berichtete im März 2022 über Panik unter Händlern angesichts des Rubelverfalls.
Quellen:
- Cryptopolitan: https://www.cryptopolitan.com/russia-ruble-crash-central-bank-intervention/
- CNBC: https://www.cnbc.com/2024/11/28/russia-tries-to-stem-panic-over-plummeting-ruble-central-bank-steps-in.html
- Reuters: https://www.reuters.com/markets/currencies/russian-rouble-down-by-one-quarter-since-early-august-2024-11-27/
- The Guardian: https://www.theguardian.com/business/2022/feb/24/russian-central-bank-buys-up-roubles-to-avert-stock-market-collapse-invasion-ukraine-fiancial-meltdown
- The Moscow Times: https://www.themoscowtimes.com/2024/10/07/russias-cbr-steps-up-yuan-sales-amid-deficit-a86602 und https://www.themoscowtimes.com/2024/11/27/russian-central-bank-halts-currency-buying-until-2025-as-ruble-slides-a87147
- Express: https://www.express.co.uk/finance/city/1577778/ruble-to-dollar-latest-Russian-central-bank-currency-trading-putin