Der tschechische Zentralbankchef Aleš Michl erwägt, bis zu 5% der Währungsreserven in Bitcoin zu investieren, um das Portfolio zu diversifizieren und sieht Bitcoin als Forschungsgegenstand, nicht als Bedrohung. Dieser Vorschlag stösst jedoch auf Kritik, insbesondere vom Finanzminister und der EZB-Präsidentin, und wird innerhalb der Bank noch diskutiert, wobei die genannte 5%-Marke vorläufig ist.
Der Gouverneur der Tschechischen Nationalbank (CNB), Aleš Michl, erwägt laut einem Interview mit der Financial Times, Bitcoin in die Währungsreserven der Bank aufzunehmen. Michl plant, dem Vorstand einen Vorschlag zu unterbreiten, bis zu 5% der 140 Milliarden Euro umfassenden Reserven in Bitcoin zu investieren. Die Financial Times berichtet, dass Michl Bitcoin als Möglichkeit zur Portfoliodiversifizierung betrachtet. Auch Cointelegraph berichtet über Michls Interesse an Bitcoin und zitiert ihn mit der Aussage, Bitcoin sei ein "sehr interessantes" Asset.
Michl hob das steigende Investoreninteresse an Bitcoin hervor, insbesondere nach den Bitcoin-ETF-Anträgen von BlackRock und anderen Unternehmen im Jahr 2024. Er verwies zudem auf die Deregulierungsbestrebungen der Trump-Administration in den USA und die wachsende Bedeutung von Führungspersönlichkeiten im Kryptobereich. PYMNTS berichtet, dass Trump eine Executive Order zur Bildung einer Arbeitsgruppe unterzeichnet hat, die die Schaffung eines nationalen Bestands an digitalen Vermögenswerten prüfen soll.
Die CNB wäre die erste westliche Zentralbank, die Bitcoin in ihre Reserven aufnehmen würde. Traditionell investieren Zentralbanken ihre Reserven in konservative Anlagen wie US-Staatsanleihen und andere hoch bewertete Anleihen. Manche halten auch Aktien, Kryptowährungen wurden bisher jedoch weitgehend ignoriert. Michl räumt die "extreme Volatilität" von Bitcoin ein, sieht sich aber als "Pionier" mit einer "anderen Philosophie" als andere Zentralbankchefs.
Michls Vorschlag stößt jedoch auf Kritik. Der tschechische Finanzminister Zbyněk Stanjura äußerte sich skeptisch und bezeichnete die Diskussion als "Sturm im Wasserglas". Auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat sich in der Vergangenheit gegen die Aufnahme von Bitcoin in die Reserven von Zentralbanken ausgesprochen. Einem LinkedIn-Post von Natali Monardo zufolge äußerte sich Lagarde in einer EZB-Pressekonferenz zuversichtlich, dass Bitcoin nicht in die Reserven der Zentralbanken des Allgemeinen Rates aufgenommen werde.
Laut Euractiv hat die CNB eine detaillierte Analyse in Auftrag gegeben, um neue Anlagemöglichkeiten zu prüfen. Die stellvertretende Gouverneurin Eva Zamrazilová betonte, dass es bei der Analyse nicht nur um Bitcoin gehe, sondern auch um Unternehmensanleihen, Immobilienfonds, den NASDAQ und Technologieindizes. Sie stellte klar, dass die von Michl genannte Zahl von 5% lediglich illustrativ sei und vom Bankvorstand noch nicht diskutiert worden sei. Zamrazilová räumte ein, dass Bitcoin ein globales Phänomen sei, mit dem man sich auseinandersetzen müsse.
In einem früheren Interview aus dem Jahr 2017, das auf der Website der CNB veröffentlicht wurde, argumentierte das damalige CNB-Vorstandsmitglied Mojmír Hampl, dass es für Banken keinen Grund gebe, Bitcoin zu fürchten. Er betonte die geringe Größe des Bitcoin-Marktes im Vergleich zu traditionellen Währungen und die Volatilität von Bitcoin als Schwachstelle. Hampl betonte die Bedeutung von Preisstabilität, die durch ein elastisches Geldsystem gewährleistet werde.
Michl selbst betonte in einer Erklärung, dass Bitcoin nicht mit anderen Krypto-Assets in einen Topf geworfen werden sollte. Er plädierte dafür, Bitcoin zu studieren und die zugrunde liegende Technologie zu erforschen. Laut PYMNTS erklärte Michl, dass Bitcoin entweder wertlos oder extrem wertvoll werden könnte. Er betonte, dass es sich um eine risikoreiche Anlage für professionelle Investoren handele, die sich aller Risiken bewusst seien.
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