Die Kryptoindustrie hat im US-Wahlkampf 2024 Rekordsummen für Lobbyarbeit ausgegeben und damit erheblichen Einfluss auf die Wahlen genommen. Durch millionenschwere Investitionen in Wahlkampagnen, hauptsächlich über den Super-PAC Fairshake, konnten zahlreiche von der Branche unterstützte Kandidaten Siege erringen, was den wachsenden politischen Einfluss der Kryptobranche verdeutlicht. Kritiker bemängeln jedoch den undurchsichtigen Einfluss des Geldes auf politische Entscheidungen.
Die Kryptoindustrie hat im US-Wahlkampf 2024 beispiellose Summen für Lobbyarbeit ausgegeben und damit die politische Landschaft nachhaltig geprägt. Wie Cointelegraph berichtet, flossen Millionen Dollar in die Kampagnen von über 50 Kandidaten, sowohl Demokraten als auch Republikaner. Der Erfolg dieser Investitionen ist unübersehbar: Von den 48 von Krypto-PACs unterstützten Kandidaten, deren Rennen zum Zeitpunkt der Berichterstattung entschieden waren, gingen alle als Sieger hervor. Bloomberg berichtete am 8. November 2024, dass die Kryptoindustrie rund 135 Millionen Dollar im Wahlzyklus 2024 ausgegeben hat.
Besonders im Rennen um den Senatssitz in Ohio zeigte sich die Macht des Krypto-Geldes. Dort investierte die Branche über 40 Millionen Dollar, um den Republikaner Bernie Moreno gegen den langjährigen Amtsinhaber und Krypto-Skeptiker Sherrod Brown zu unterstützen. Moreno, der in den Umfragen lange zurücklag, konnte die Wahl letztendlich für sich entscheiden. Brian Armstrong, CEO von Coinbase, feierte diesen Erfolg auf X (ehemals Twitter) und kommentierte, dass Anti-Krypto-Haltungen karriereschädigend sein könnten.
Fairshake, das wichtigste Vehikel der Kryptoindustrie für die Wahlkampffinanzierung, hat sich zum größten themenbezogenen Super-PAC der Geschichte entwickelt. Zusammen mit den Schwesterorganisationen Defend American Jobs und Protect Progress wird Fairshake von Branchengrößen wie Coinbase, Ripple Labs und Andreessen Horowitz finanziert. Wie Bloomberg berichtet, übertraf der Einfluss dieser Kampagnen traditionelle Geldgeber wie Koch Industries und Chevron und rangiert in der Höhe der eingesetzten Mittel seit dem wegweisenden Urteil des Obersten Gerichtshofs von 2010, das die Grenzen für politische Unternehmensausgaben aufhob, nur hinter der Fossilbrennstoffindustrie.
Die Kryptoindustrie betrachtet die massiven Wahlausgaben und deren Ergebnis als Beweis für ihren wachsenden politischen Einfluss. Coinbase und Ripple haben ihre Lobbyarbeit intensiviert und beschäftigen laut einer OpenSecrets-Analyse von Daten des Senate Office of Public Records mehr registrierte Lobbyisten als je zuvor. Auch Andreessen Horowitz plant die Eröffnung eines Büros in Washington. DL News berichtete am 30. September 2024, dass die Kryptoindustrie insgesamt 204 Millionen Dollar in die US-Wahlen 2024 investiert hat und damit Zusagen von Gesetzgebern zu wichtigen Themen erwirken konnte.
Fairshake rüstet sich bereits für die Midterms 2026. Coinbase hat 25 Millionen Dollar zugesagt, Andreessen Horowitz weitere 23 Millionen, zusätzlich zu den 30 Millionen Dollar, die aus dem aktuellen Zyklus übrig geblieben sind. Ripple-Mitbegründer Chris Larsen bezeichnete die Wahl als "enormen Tag für Krypto" und kündigte an, dass die Branche ihre Unterstützung für Fairshake verdoppeln werde. CoinGeek berichtete am 23. August 2024, dass Krypto-Firmen fast die Hälfte aller politischen Spenden von Unternehmen im US-Wahlzyklus 2024 ausmachten.
Die Strategie von Fairshake und seinen Partnern konzentriert sich darauf, Kryptowährungen in der öffentlichen Kommunikation nicht explizit zu erwähnen. Stattdessen werden Themen wie die Wirtschaftsagenda von Donald Trump, die Senkung der Lebenshaltungskosten oder die Bekämpfung der illegalen Einwanderung in den Vordergrund gestellt. Kritiker wie Rick Claypool von Public Citizen sehen darin einen Versuch, die eigentliche Botschaft an die Kandidaten selbst zu richten und politische Entscheidungen durch finanzielle Mittel zu beeinflussen.
Der Erfolg dieser Taktik zeigt sich in Beispielen wie dem Sieg von Elissa Slotkin im Rennen um den Senatssitz in Michigan, für deren Kampagne Protect Progress 10 Millionen Dollar ausgab. Auch im Repräsentantenhaus konnte Fairshake Erfolge verbuchen, wie die Unterstützung des Abgeordneten Zach Nunn in Iowa zeigt.
Experten wie Peter Loge von der George Washington University betonen jedoch, dass Wahlkampfspenden nur der erste Schritt zum Aufbau von Beziehungen im Kapitol sind. Sie garantieren keinen Erfolg bei der Durchsetzung politischer Ziele, sondern ermöglichen in erster Linie den Zugang zu Gesetzgebern.
Trotzdem feiert die Kryptoindustrie ihre Erfolge, selbst in Rennen, die nicht besonders umkämpft waren. Kritiker sehen in dieser Strategie ein "Instrument der Einschüchterung", das darauf abzielt, Kandidaten und Gesetzgeber auf Linie zu bringen. Die Kryptobranche nutzt die Schwächen des politischen Systems aus und setzt ihren finanziellen Einfluss gezielt ein, um ihre Interessen durchzusetzen.
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