Regulierung und Innovation in der Künstlichen Intelligenz: Die Herausforderungen der EU
Die EU versucht mit dem AI Act, einen Balanceakt zwischen KI-Innovation und Risikominimierung zu finden, was durch OpenAIs Umgang mit globalen Regulierungen verdeutlicht wird. Der AI Act führt einen risikobasierten Ansatz und verpflichtende Selbstregulierung für grundlegende Modelle ein, stößt aber auf Bedenken hinsichtlich Innovationshemmnis und Umsetzbarkeit, besonders für kleinere Unternehmen. Gleichzeitig wird die EU-Regulierung, trotz Kritik von Technologieunternehmen und Menschenrechtsorganisationen, voraussichtlich globale Standards setzen und den "Brüssel-Effekt" auslösen.
Die Europäische Union steht vor der Herausforderung, Innovation im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zu fördern und gleichzeitig die damit verbundenen Risiken durch geeignete Regulierungen zu minimieren. Das Beispiel von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, verdeutlicht diesen Balanceakt zwischen fördernden und hemmenden Maßnahmen.
OpenAI navigiert durch ein komplexes globales Regulierungsfeld. China fördert zwar generative KI, blockiert aber Dienste wie ChatGPT aufgrund seiner Zensurgesetze. Russland verfolgt einen zurückhaltenderen Ansatz mit Einschränkungen, die dem wahrgenommenen Einfluss der USA durch KI-Technologien entgegenwirken sollen. Nordkorea verbietet ChatGPT und ähnliche Anwendungen komplett, um seine strikte Informationskontrolle aufrechtzuerhalten.
Die EU hat mit dem AI Act einen umfassenden, risikobasierten Regulierungsrahmen für KI geschaffen, der sich an der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) orientiert. KI-Anwendungen werden in verschiedene Risikoklassen mit jeweils spezifischen Anforderungen eingeteilt. swissgrc.com berichtet jedoch, dass die DSGVO bereits zu Misserfolgen bei Innovationsprojekten in über der Hälfte der Unternehmen geführt hat – sei es durch direkte Anforderungen oder durch Unsicherheiten in der Auslegung. Ähnliche Auswirkungen des AI Act auf die KI-Entwicklung sind nicht auszuschließen.
Wie cryptopolitan.com berichtet, wurde OpenAI von Medienunternehmen verklagt, die dem Unternehmen die Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte zum Training von ChatGPT vorwerfen. OpenAI argumentiert, dass das Training mit öffentlich zugänglichen Daten erfolgt und unter das Fair-Use-Prinzip fällt. Der Rechtsstreit zeigt die Schwierigkeiten bei der Regulierung von KI in Bezug auf Urheberrecht und Datennutzung.
Die im November 2023 erzielte Einigung zwischen Deutschland, Frankreich und Italien auf eine KI-Regulierung mit Selbstregulierung für grundlegende Modelle war laut Euronews ein wichtiger Schritt in der europäischen KI-Governance. Diese Einigung beeinflusste den AI Act maßgeblich und unterstreicht die Bedeutung von Modellkarten für Transparenz und Verantwortlichkeit. Gleichzeitig entfachte der Einfluss dieser großen Volkswirtschaften Diskussionen über die Priorisierung nationaler Interessen gegenüber den Bedürfnissen der gesamten EU.
Der voraussichtlich Anfang 2024 in Kraft tretende AI Act führt die verpflichtende Selbstregulierung für grundlegende Modelle ein. Entwickler müssen "Modellkarten" erstellen, die detaillierte Informationen über Funktionsweise, Fähigkeiten und Grenzen ihrer KI-Modelle enthalten. Dies soll KI-Technologien für Behörden und Öffentlichkeit transparenter machen. Gleichzeitig gibt es Bedenken hinsichtlich der Effektivität und der potenziellen Belastung für KI-Entwickler, insbesondere kleinere Unternehmen.
Amnesty International, wie auf lawfaremedia.org berichtet, weist wiederholt auf die Risiken von KI-Technologien für die Grundrechte hin und betont, dass die Gegenüberstellung von Innovation und Regulierung irreführend sei und oft von Technologieunternehmen genutzt werde, um strengeren Regulierungen zu entgehen.
OpenAIs CEO Sam Altman hatte zwischenzeitlich mit dem Rückzug aus Europa gedroht, falls die EU-Regulierung zu streng ausfallen sollte, revidierte diese Drohung aber später, wie die Deutsche Welle berichtete. Dies verdeutlicht die Spannungen zwischen der Technologiebranche und den Regulierungsbehörden.
Der AI Act wird voraussichtlich globale Auswirkungen haben und könnte einen Präzedenzfall für die weltweite KI-Governance schaffen. Die EU strebt eine umfassende KI-Regulierung an, die globale Standards beeinflussen und den sogenannten Brüssel-Effekt auslösen könnte.
Quellen:
- cryptonews.net/news/legal/30160707/
- www.cryptopolitan.com/openai-cross-continental-regulation-dilemma/
- swissgrc.com/en/the-eus-ai-dilemma-innovation-or-over-regulation/
- www.researchgate.net/publication/377577308_Why_is_AI_regulation_so_difficult
- www.researchgate.net/publication/378515689_Managing_the_race_to_the_moon_Global_policy_and_governance_in_Artificial_Intelligence_regulation-A_contemporary_overview_and_an_analysis_of_socioeconomic_consequences
- www.lawfaremedia.org/article/the-chaos-at-openai-is-a-death-knell-for-ai-self-regulation
- ilmeaalim.com/
- www.dw.com/en/openai-ceo-rolls-back-threat-to-quit-europe-over-regulation/a-65740142
- www.europecoins.ltd/