27.11.2024
Stablecoins

Tether und die Schattenwirtschaft der Drogenkartelle

Berichte und Gerichtsdokumente belegen, dass Drogenkartelle in Nord- und Südamerika, insbesondere das Sinaloa-Kartell, den Stablecoin Tether (USDT) zur Geldwäsche nutzen, indem sie ihn günstig in Mexiko verkaufen und in Kolumbien mit Gewinn weiterverkaufen. Obwohl Tether jegliche Beteiligung an illegalen Aktivitäten bestreitet und die Möglichkeit betont, Transaktionen zu verfolgen und zu stoppen, werfen die Vorfälle erneut Fragen zur Transparenz und Regulierung von Kryptowährungen auf.

Drogenkartelle nutzen Tether (USDT) für Geldwäsche

Immer häufiger tauchen Berichte über die Verwendung des Stablecoins Tether (USDT) durch Drogenkartelle in Nord- und Südamerika zur Geldwäsche auf. Wie cryptonews.net berichtet, nutzen diese Organisationen USDT, um Gelder schnell und anonym über Landesgrenzen hinweg zu transferieren, insbesondere zwischen Mexiko, Kolumbien und den USA. Gerichtsdokumente belegen laut 404 Media, dass das Sinaloa-Kartell und andere kriminelle Organisationen USDT bei großen Drogengeschäften eingesetzt haben. Ein Informant gab gegenüber den Ermittlungsbehörden an, dass USDT in Mexiko unter Marktpreis verkauft wird, da es bekanntermaßen aus Drogengeldern stammt ("The USDT was sold at a cheaper rate in Mexico because it was known to be drug proceeds.”). Dieser USDT wird dann in Kolumbien über Wechselstuben, Over-the-Counter (OTC) und Peer-to-Peer (P2P)-Transaktionen mit Gewinn weiterverkauft, was zu erheblichen kriminellen Profiten führt.

In einem konkreten Fall reichte die US-Regierung eine Beschlagnahmebeschwerde ein, um USDT im Wert von über 5 Millionen US-Dollar auf drei Binance-Konten zu beschlagnahmen. Diese Konten, die mutmaßlich mit Kokainverkäufen in Verbindung stehen, wickelten Transaktionen im Wert von über 15 Millionen US-Dollar ab. Eine weitere FBI-Untersuchung ergab, dass mexikanische Kartelle zwischen 2021 und 2023 Kryptowährungs-Intermediäre nutzten, um Drogengelder in Höhe von 52,5 Millionen US-Dollar zu waschen. Die Behörden betonten, dass diese Praxis bereits seit längerem besteht und die Kartelle USDT zusammen mit Bitcoin (BTC) zur Geldwäsche verwenden. Auch Benzinga berichtete über diese Vorfälle und zitierte ebenfalls die entsprechenden Gerichtsdokumente.

Tether selbst distanziert sich von den illegalen Aktivitäten. Ein Unternehmenssprecher erklärte gegenüber cryptonews.net: "Tether hat die Möglichkeit, alle Transaktionen zu verfolgen und USDT zu stoppen, wann immer es in illegaler Weise verwendet wird." Das Unternehmen betonte außerdem, dass die fraglichen Transaktionen auf dem Sekundärmarkt stattfanden und Tether nicht direkt involviert war. Wie aus den bei 404 Media und Yahoo Finance einsehbaren Quellen hervorgeht, beschränkt sich die Verwendung von Kryptowährungen im Drogenhandel nicht ausschließlich auf Tether (USDT). Die mexikanischen Abnehmer chinesischer Fentanyl-Hersteller verwendeten den Quellen zufolge auch Bitcoin und andere Kryptowährungen.

Tether hatte in der Vergangenheit bereits rechtliche Probleme. Im Jahr 2021 beschuldigte die CFTC das Unternehmen, Investoren durch falsche Angaben über die USDT-Reserve um 41 Millionen US-Dollar betrogen zu haben. Trotzdem wächst der Marktanteil des Unternehmens weiter, und Tether hält mittlerweile mehr als 75 % des Stablecoin-Marktes. Kürzlich investierte Tether 100 Millionen US-Dollar in das lateinamerikanische Agrarunternehmen Adecoagro und erwarb damit einen Anteil von 9,8 %. Dies gewährte der Öffentlichkeit erstmals Einblicke in Tethers Governance- und Investitionsstrategie, was die Unsicherheit über die Zukunft des Stablecoins jedoch eher verstärkt. Justin Bond von Cyber Capital wies darauf hin, dass die undurchsichtigen Geschäftspraktiken des Unternehmens zu schwerwiegenden Governance-Problemen führen könnten. Sean Lee, Mitbegründer von IDA Finance, erklärte: "Tether ist als Unternehmen strukturiert, und ihr Beharren darauf, nicht das Maß an detaillierter Transparenz zu bieten, das echtes Vertrauen von der Community und institutionellen Akteuren gewährleistet, ist in der Tat besorgniserregend."

Quellen:

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