Telegram-CEO Pavel Durov wurde in Frankreich festgenommen und unter Auflagen, inklusive einer Kaution von fünf Millionen Euro und Ausreiseverbot, freigelassen. Ihm wird mangelnde Kooperation bei Ermittlungen zu kriminellen Aktivitäten auf Telegram, wie Drogenhandel und Kindesmissbrauch, vorgeworfen, wobei der Prozessbeginn erst 2025 erwartet wird. Durov weist die Anschuldigungen zurück und seine Anwälte halten die Verwicklung des CEO in die Straftaten für absurd.
Der Prozess gegen Telegram-CEO Pavel Durov wird voraussichtlich nicht vor 2025 beginnen. Wie BTC-ECHO meldet, bestätigte dies die französische Staatsanwaltschaft. Durov wurde im August 2024 in einem Pariser Vorort festgenommen. Der Vorwurf: Mangelnde Kooperation mit den Behörden bei Ermittlungen und Beihilfe zu kriminellen Aktivitäten. Durov weist die Anschuldigungen zurück. Eine außergerichtliche Einigung sei laut Staatsanwaltschaft zum jetzigen Zeitpunkt „verfrüht“. Durov ist gegen Auflagen auf freiem Fuß, darf Frankreich jedoch nicht verlassen.
Die Tagesschau berichtet von einer Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro und einer Meldepflicht bei der Polizei zweimal wöchentlich. Die französische Justiz wirft Durov unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche, Betrug und Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch vor. Auch die unzureichende Zusammenarbeit bei rechtlich zulässigen Abhörmaßnahmen ist Gegenstand der Ermittlungen. Sollten die Ermittler ausreichend Beweise finden, könnte es zu einem Strafprozess kommen. Andernfalls könnte das Verfahren eingestellt werden. Im Falle einer Verurteilung wegen Beihilfe zu illegalen Transaktionen drohen Durov bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von 500.000 Euro.
ComputerBase hebt die Ungewöhnlichkeit der Anklage gegen den Chef einer Online-Plattform hervor. Telegram argumentiert, es sei „absurd“, den CEO für illegale Inhalte verantwortlich zu machen. Der Dienst steht schon länger im Visier europäischer Ermittlungsbehörden, war aber aufgrund seines Firmensitzes in Dubai schwer erreichbar. Das Bundeskriminalamt (BKA) konnte jedoch bereits einige von Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremisten betriebene Kanäle sperren lassen.
Die taz beleuchtet die Reaktionen in Russland auf die Festnahme. Sowohl Anhänger als auch Kritiker des Regimes nutzen Telegram und sind besorgt über die Zukunft der App. Unabhängige Medien nutzen Telegram als Informationskanal, da andere soziale Netzwerke zensiert werden. Auch die russische Armee kommuniziert über die App. Die Festnahme wird von manchen als „Geschenk an Putin“ interpretiert.
Die Berliner Zeitung berichtet, dass Durov vor seiner Festnahme einen Börsengang von Telegram plante und den Wert der Plattform auf 30 Milliarden US-Dollar schätzte. Ein Bericht stellt jedoch den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens infrage. Laut Forbes verfügt Durov über ein Vermögen von 15,5 Milliarden US-Dollar und lebt hauptsächlich in Dubai.
Agenzia Nova zählt die sechs Anklagepunkte gegen Durov auf. Sein Anwalt, David-Olivier Kaminski, hält es für „absurd“, den Manager eines sozialen Netzwerks in Straftaten verwickelt zu sehen. Die Pariser Staatsanwaltschaft argumentiert hingegen, dass Telegram in mehreren Fällen im Zusammenhang mit verschiedenen Straftaten auftauche und kaum auf rechtliche Anfragen reagiere.
ForeNova berichtet ebenfalls über die Verhaftung und präsentiert alternative Messaging-Plattformen, die Datenschutz und Sicherheit priorisieren, wie Signal, SimpleX Chat, Briar und Element. Der Artikel thematisiert die Herausforderungen der Inhaltsmoderation und die Auswirkungen der Verhaftung auf die Tech-Branche.
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